====== Paul Schmidt ====== **Paul Schmidt** (* 13. Oktober 1888 in Kalkofen/Oderbruch; † 28. Januar 1970 in Bergisch-Gladbach) absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, bevor er Prediger in Breslau und Zürich wurde, dann Schriftleiter in Kassel und langjähriger Bundesdirektor von 1935 bis 1959. ===== Leben ===== {{ :paul_schmidt.jpg?nolink&200x291|paul_schmidt.jpg}}Geboren in einer armen, kinderreichen Familie wurde er 1903 in der Baptistengemeinde Eberswalde getauft, zu der auch seine Eltern gehörten. Da ihm eine höhere Schulbildung aus wirtschaftlicher Not verwehrt blieb, machte er eine kaufmännische Lehre in Berlin und wurde Jugendleiter in Berlin-Charlottenburg. Ein Studium am Seminar in Hamburg 1911-1914 und 1919 schloss sich an, dazwischen Teilnahme am 1.Weltkrieg. Er wurde Pastor in Breslau (1919-1924) und Zürich (1924-1928). Dort studierte er noch sechs Semester Philosophie und Theologie und freundete sich mit dem Kirchenhistoriker Walther Köhler an. Neben der Gemeindearbeit war er Schriftleiter der Jugendzeitschrift "Jungbrunnen". 1928-1935 wechselte er als Schriftleiter ins Verlagshaus in Kassel und wurde Redakteur des Hilfsboten und des Wahrheitszeugen, zuerst noch an der Seite von Albert Hoefs. 1930 versuchte er die Gemeinden zur Wahrnehmung politischer und gesellschaftlicher Verantwortung zu öffnen mit einer Rede auf der Bundeskonferenz in Königsberg und wurde 1930-1932 Reichstagsabgeordneter des CSVD (Christlich Sozialer Volksdienst). Der aufkommenden NS-Bewegung stand er zunächst kritisch gegenüber. Er war Teilnehmer und Redner auf den Baptistischen Weltkongressen in Berlin (1934) und Atlanta (1939). 1935 wurde er Leiter des Bundeshauses in Berlin als Nachfolger von Otto Nehring. "Als Mitvorsitzender der Vereinigung evangelischer Freikirchen neben dem Methodistenbischof Otto Melle sah er in heftig umstrittener Einschätzung der Lage (Oxford 1937!) zeitweilig besondere missionarische und kirchenpolitische Möglichkeiten des Freikirchentums" (Günter Balders 1984). Seit 1937 nannte er sich Bundesdirektor, ab 1946 mit Sitz in Bad Homburg bis zum Ruhestand 1959. Er gehörte für die Baptisten im BEFG zu den Mitbegründern der ACK in Deutschland (10. März 1948) und war anwesend bei der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam (23.8.1948), worüber er auf dem ersten Nachkriegs-Freikirchentag in Düsseldorf berichtete (//siehe dazu: Karl Heinz Voigt, Ökumene, 2015, 103.106.135//). Er war Mitbegründer der Europäischen Baptistischen Mission und diente ihr als Sekretär von 1955-1962. Im Ruhestand amtierte er von 1958 bzw. 1961 bis 1967 als Vorsitzender der Ev. Allianz in Deutschland und der Europäischen Ev. Allianz. Auch engagierte er sich für die Großstadtevangelisationen von Billy Graham in Deutschland. In der Gemeinde Berlin-Steglitz war er von 1960 bis 1968 Gemeindeleiter. Seit 1919 war er verheiratet mit Maria, der Tochter von Prediger Bernhard Weerts. Er hatte mit ihr drei Töchter (Helga, verh. Krischik, Nora, verh. Leisten und Erika, verh. Nile) und einen Sohn Wolfgang. Ende 1967 zog er von Berlin nach Bergisch-Gladbach, wo er 1970 starb. Seine Frau Maria starb 1975. //Bedeutung//: Er gilt als Führungspersönlichkeit des Bundes, die den Zusammenschluss von Baptisten mit Elim- und Brüdergemeinden vorantrieb und den Bund in der NS-Zeit maßgeblich auf einen loyalen Anpassungskurs gegenüber den Machthabern führte. Nach dem Krieg rechtfertigte er diesen umstrittenen Anpassungskurs als einen „Weg im Glauben“ und aus missionarischen Gründen. Zur umstrittenen Seite seines Wirkens gehörte auch, dass er nach dem Krieg ohne Schuldbewusstsein weiter im Amt blieb. Dazu kam ein Beschluss der Bundesleitung vom Oktober 1950 angesichts der "Bruderhilfe-Krise": Bruder Schmidt wird von den Aufgaben auf finanziellem Gebiet im Rahmen des Bundes entbunden und gebeten, sich "nicht als alleiniger Exponent des Bundes zu betrachten" (Astrid Giebel, Diakonie [Baptismus-Studien 1], 2000, 293.294) (//RF//) //Porträt: // //Ernst Krischik, Paul Schmidt, in: Arno Pagel (Hg.), Sie führten zu Christus, Marburg an der Lahn (1976) ²1978, S. 119-126.// //G. Balders, Art. Schmidt, Paul, in: Ev. Gemeindelexikon, Wuppertal 1978, S. 462.// //Ausführlichere Kurzbiographie von Günter Balders in: G. Balders (Hg), Ein Herr, 1984, S. 358f.// //Biographie in: A. Strübind, Unfreie Freikirche, ²1995, S. 7-10.// //Karl Heinz Voigt, in: BBKL, Bd. 9 (1995), Sp. 473-476: // [[https://www.bbkl.de/index.php/frontend/lexicon/S/Schm/schmidt-paul-68493|https://www.bbkl.de/index.php/frontend/lexicon/S/Schm/schmidt-paul-68493]] //Volker Waffenschmidt, Die Ära Paul Schmidt, in: ders. (Hg), Unterwegs zu den Menschen. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Steglitz, Berlin 2000, S. 14f.// //Weitere Kurzbiographie in: R. Fleischer, Streit (Baptismus-Dokumentation Bd. 4), Elstal 2014, S. 166f.// //Lexikonartikel: Roland Fleischer, Art. Schmidt, Paul, in: ELThG², Bd. 4 (2025).// //Kurzbiographie in wikipedia: // [[https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schmidt_|https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schmidt_]](Baptist) ===== Quellen ===== Nachlass Paul Schmidt im Oncken-Archiv Elstal. Über seine Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter: [[http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/selectmaske.html?name=Paul+Schmidt&geschlecht=&ort=Kassel&beruforg=&BERUF=&BERUFSFELDER%5B%5D=&KONFESSION%5B%5D=&WP%5B%5D=&PARTEI%5B%5D=&schlu=reichstag24&recherche=ja