Adolf Pawlitzki (* 15. Februar 1877 in Bergfriede/Osterode/Ostpreußen; † 6. Februar 1962 in Hamm) war Prediger in Ostpreußen bis zur Flucht 1945; er wurde der „masurische Bischof“ genannt (Walter Feldkirch).
Er wuchs auf als das älteste von zehn Kindern. Ursprünlich wollte er Lehrer werden, wurde dann von einer ostpreußischen Erweckung erfasst und kam in Kontakt mit Baptisten. 1894 ließ er sich als 17jähriger in Hirschberg taufen. Bald danach arbeitete er als Hausmissionar, verteilte evangelistische Schriften in der Umgebung und hielt Stubenversammlungen in den Dörfern ringsum. Er wurde Missionshelfer/Predigthelfer bei Friedrich Wilhelm Kottke in Ortelsburg-Rummy/Ostpreußen. Nach Hinweis studierte er auf dem Seminar in Hamburg 1899-1902, brach das Studium aber ab, weil er eine dringende Berufung nach Rummy erhielt. 1902 heiratete er Margarete Kuczewski (gestorben 1924) mit der er fünf Kinder hatte. Zwei Enkel wurden ebenfalls Pastoren (Paul Gerhard und Reinhardt). 1903 wurde er zum Prediger in Rummy ordiniert durch F.W.Kottke, C.Meyer, W.Wiecorek und Naphtali Rudnitzky. Er diente als Prediger in Ortelsburg, der Station von Rummy 1903-1911, in Insterburg 1911-1922, danach wieder in Ortelsburg von 1922 bis 1935. In Lyck war er Prediger 1935-1939, wo er die Pogromnacht erlebte und anschließend in Ortelsburg 1940 bis zur Flucht im Januar 1945. Die Gemeinde wuchs auf 586 Mitglieder. Er verkündigte das Evangelium in deutscher und masurisch-polnischer Sprache. Viele Jahre war er im Vorstand der Missionsgesellschaft der deutschen Baptisten. Nach der Flucht gelangte er nach Westfalen und Rheinland mit Diensten in Templin, Salzwedel, Bad Pyrmont, Salzgitter und anderen Orten. Zuletzt wohnte er in Hamm. In zweiter Ehe war er mit Rosa Knappe verheiratet, einer Tochter von Prediger Samuel Knappe (Heirat 1926 in Bodenfelde). (RF mit Ergänzung von Reinhardt Pawlitzki)
Wilhelm Kerstan, Adolf Pawlitzki zum Gedächtnis (Nachruf), in: Die Gemeinde 10/1962, S. 11f.
Telefonat und E-Mail mit Reinhardt Pawlitzki vom 16.10.2019
Insterburg, in: Wahrheitszeuge 1920, Nr. 21, S. 168.
Erntedank- und Abschiedsfest in Gumbinnen, in: Wahrheitszeuge 1920, Nr. 23, S. 184.
Vierzigjährige Jubelfeier in Insterburg, in: Wahrheitszeuge 1923, Nr. 32, S. 240.
Ostpreußische Jugendkonferenz, in: Wahrheitszeuge 1925, Nr. 28, S. 223.
Autobiographie: Gottes Führung in meinem Leben. Erinnerungen, Salzgitter 5.1.1951, 26 S. (Manuskript, Ergänzung bis 1953, bis S.28), Oncken-Archiv Elstal.
Offizieller Bericht über den 1. Kongreß der europäischen Baptisten. Gehalten zu Berlin vom 29.August bis 3.September 1908, hg. v. F.W.Simoleit, S. 23.63;
Jahrbuch 1933, S. 3; Jahrbuch 1937, S. 3.29; Jahrbuch 1938, S. 4.93;
Nachruf in Die Gemeinde 10/1962, S. 11f (Wilhelm Kerstan, Adolf Pawlitzki zum Gedächtnis);
Heinz Szobries, Der deutsche Baptismus im Dritten Reich, in: Semesterzeitschrift 11, Kassel 1966, S. (17-20) 18;
Walter Feldkirch, Licht im Land der dunklen Wälder. Christuszeugen in Masuren: Groß - Kottke - Pawlitzki (I-VII), in: Die Gemeinde 32-38/1988, besonders Nr. 35-38/1988;
Festschrift der EFG Templin, 1998, S. 35;
R. Fleischer, „Das verachtete Volk der Juden“. Baptisten, die Pogromnacht 1938 und das Verhältnis zum Judentum, in: Freikirchenforschung 17/2008, S. (196-221) 208f: https://dienste-in-israel.de/wp-content/uploads/2019/09/Das-verachtete-Volk-der-Juden.-Baptisten-die-Pogromnacht-1938-und-das-Verha%CC%88ltnis-zum-Judentum-Roland-Fleischer-.pdf;
Hartmut Wahl, Zur Geschichte der baptistischen Flüchtlinge und Vertriebenen. Ein kurzer Einblick in die Thematik anhand erster Forschungsbemühungen zum BEFG, in: Freikirchenforschung 27/2018, S. (127-144) 134 und Historischer Beirat/Texte: https://www.befg.de/fileadmin/content/BEFG/Geschichte-baptistischer-Fluchtlinge-und-Vertriebenen-H-Wahl.pdf, S. 4.
Bildnachweis: Reinhardt Pawlitzki / Eduard Kupsch 1932