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Adolf Horak

Adolf Horak (* 1880 in Lodz/Polen; † 1955 in Freden/Leine) war Gründer der Textilfabrik in Ruda Pabianicka (ab 1940 Stadtteil von Lodz) und einer der wohlhabendsten Industriellen der Stadt. Ehrenamtlicher Prediger der Baptistengemeinde Lodz I, der auch zur Leitung des Bundes deutschsprachiger Baptistengemeinden in Polen gehörte.

Die aus Tschechien zugewanderte Familie Horak lebte seit 1864 in Lodz und gehörte zur Baptistengemeinde. In der Firma wurden unter den zeitweise über 1000 Mitarbeitern zahlreiche zunächst vor allem deutsche Gemeindemitglieder beschäftigt. Die leitenden Positionen waren von Baptisten besetzt. Mit 10 % der Gewinne aus dem Unternehmen unterstützte Horak wohltätige, religiöse und Bildungszwecke. Er förderte das Krankenhaus „Bethlehem“, in dem sein Schwiegersohn Ellis Paul Speidel als Chirurg tätig war. Horak engagierte sich in einem Verein der Gemeinde, der Kranke und Arme unterstützte und sich dem Kampf gegen den Alkoholismus widmete. 1924 kaufte er ein ehemaliges Gut und parzellierte es zugunsten baptistischer Neusiedler. Für seine gemeinnützigen Aktionen, zum Beispiel für Arbeitslose, wurde Horak die Ehrenbürgerschaft verliehen.

Während des zweiten Weltkrieges gelang es Horak eine möglichst gerechte Behandlung auch der polnischen Mitarbeiter gegenüber dem NS-Regime durchzusetzen. Horak gehörte der NSDAP an und war aktiv an den Plänen zur deutschen Besiedlung des Warthegaus beteiligt. Adolf Hitler soll die Textilfabrik besichtigt haben.

Er führte die Fabrik bis 1944. Er war (ehrenamtlicher) Baptistenpastor der Gemeinde Lodz. Nach der Flucht betrieb er in Freden/Leine gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Speidel die bereits 1936 in Freden gegründete Fabrik Deutsche Faserstoff GmbH Fabrik Horak&Speidel. In einem Reisebericht von Gretchen Remmler, die 1954 Deutschland besuchte, heißt es über ihren Besuch in Freden: „Von Hannover fuhren wir nach Freden/Leine, wo wir Schw. Frida Horak, früher Lodz/Polen, besuchten. Der verstorbene Dr. William Kuhn hat mehrmals die größte Baptistengemeinde auf dem Kontinent besucht, nämlich die Nawrothstrasse-Gemeinde in Lodz, und dort in Lodz besassen Geschwister Horak große Fabriken und beschäftigten darin viele der Gemeindemitglieder. Auch haben Geschwister Horak das Baptistenwerk in Polen großzügig unterstützt. Aber mit Ende des Krieges hatten sie alles verloren, und Bruder Horak verlor seine Gesundheit. Jetzt hat die Familie wieder einen kleinen Betrieb dort in Freden aufgebaut, wo sie 200 Flüchtlinge beschäftigen„.

Horak gehörte zur Leitung des Bundes der deutschsprachigen Baptisten in Polen. Ab 1921 war er Mitinhaber des Verlages Compass, der baptistische Literatur herausgab. Er war verheiratet mit Frida Horak. Eine seiner Töchter war mit Dr. Herbert Petrik verheiratet, eine andere wurde die Ehefrau des Predigers Fehlhaber der Baptistengemeinde Berlin-Köpenick. In Köpenick hatten viele deutsche Baptisten aus Lodz eine neue Heimat gefunden, die nach dem Ersten Weltkrieg Polen verlassen hatten. (Frank Fornaçon)

vgl. auch Art. Horak, Adolf in: wikipedia Polen.

50 Jahre Baptisten Lodz, Nawrotstraße. 1878-1928, S. 4;

Eduard Kupsch, Die Geschichte der Baptisten in Polen. 1852-1932, Selbstverlag, Zduńska-Wola 1932 (503 S.), S. 3. 238.470.473;

Jahrbuch 1937 des Bundes der Baptistengemeinden, S. 106;

Gretchen Remmler, Reisetagebuch 1954 (Oncken-Archiv Elstal);

50 Jahre Diakonissenhaus „Bethlehem-Tabea“ 1904-1954, Hg. Diakonissenhaus „Bethlehem-Tabea“ Wülfringhausen, früher Lodz, o.J. (1954), S. 7.10.15;

Robert Kluttig, Geschichte der deutschen Baptisten in Polen 1858-1945, Winnipeg/Kanada 1973, S. 118.131.147.204.223.225.230.238.241.246.253.264.271.334.374;

Bernard Green, European Baptists and the Third Reich, Baptist Historical Society 2008, p. 155 (270 S.);

Stavwiszynska, Aneta, Gospodarcza I spoleczna Dzialal Nosc Rodziny Horakow Do 1945 R, 2009; http://en.cit.lodz.pl/pokaz/548,7,3,adolfa-horak-039-s-villa , /www.rudapabianicka.com.pl/Podstrony/TEKSTY/Arthistoria/hisart8.html;

Frank Fornaçon, Zwischen Solidarität und Ignoranz. Wie Baptisten seit 400 Jahren Juden begegneten, in: Freikirchenforschung 28/2019, S. (124-151) 138;

vgl. auch Art. Horak, Adolf in: wikipedia Polen.

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  • von rfleischer