guenter_dulon

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 ===== Leben ===== ===== Leben =====
  
-{{  :guenter_dulon.jpg?nolink&240x263|guenter_dulon.jpg}}Er wuchs in Magdeburg auf. Die Inflation der 1920er Jahre führte zum Verlust der Zuckerfabrik in Familienbesitz. Als 1934 sein Vater starb, war die Mutter, Günter Dulon und zwei weitere Geschwister unversorgt. Er trat in die Hitlerjugend ein bei gleichzeitigem Austritt aus der Kirche. Nach Kriegsabitur und Einberufung für die Offizierslaufbahn war er vier Jahre als Funker an der Ostfront. Sein Rückzug erfolgte zum Teil zu Fuß bis in die Heimat Magdeburg und weiter nach Wiesbaden. Hier machte er eine Elektrikerlehre und das Abendabitur. Er wandte sich vom Krieg ab und vollzog eine radikale Umkehr zu Christus. Als Mitglied der evangelischen Kirche versah er einen praktischer Dienst in Bethel als Voraussetzung zum Theologiestudium. Ab 1948 studierte er Theologie in Bethel und Marburg. Gleichzeitig engagierte er sich in einer evangelistischen Arbeit unter Studenten und wurde 1949 Mitbegründer und einer der verantwortlichen Leiter der SMD (= Studentenmission in Deutschland) in der Anfangszeit. "Mit sieben weiteren Studenten ließ ich mich in einer Baptistengemeinde nahe Marburg taufen, ohne dort Mitglied zu werden. Von der Liste der Kandidaten für kirchliche Dienste war ich dadurch endgültig gestrichen" (aus dem persönlichen Lebensbericht). Das Ideal einer christlichen Gemeinde sah er am meisten in den Brüdergemeinden verwirklicht. Aufgrund eines Stipendiums absolvierte er ein Studium am Fuller Theological Seminary in Pasadena/USA mit dem Abschluss eines B. D./M. Div. (Bachelor of Divinity/Master of Divinity) 1955. Anschließend arbeitete er als Reisesekretär der SMD 1955-1956, danach als wissenschaftlicher Assistent in Tübingen 1956-1958. Schließlich wurde er theologischer Lehrer und Studienleiter der Bibelschule Wiedenest 1958-1969. In seiner Zeit wurden die Ausbildungszeiten von zwei auf vier Jahre erhöht. In der Ausbildung war ihm die "Einheit von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung" wichtig. Er "unterrichtete alttestamentliche Exegese und Theologie, praktische Theologie, Hermeneutik und Dogmengeschichte". Mit den Schülern besuchte er Synagogen und Israel-Ausstellungen und unternahm mit den Absolventen zweimal Israel-Reisen mit einem Einblick in jüdisches Gemeindeleben (Schrupp, 1995, 177). Als theologischer Referent für Lateinamerika und Vertreter der Freikirchen beim Deutschen Ev. Missionsrat/Ev. Missionswerk in Hamburg wirkte er von 1969 bis zum Ruhestand 1986. Hier arbeitete er mit Rudolf Thaut zusammen, der 2. Vorsitzender des Missionsrates wurde. In den 17 Jahren seines Dienstes und vielen Reisen nach Südamerika lernte er "die urwüchsigen Begabungen und die schöpferische Ganzheit der indigenen Völker schätzen". Die "interkulturelle Mission" war in der Anfangszeit ein heftiger Streitpunkt vor allem mit Evangelikalen. Daraufhin wurde mit seiner Beteiligung von Theologen und Ethnologen ein "ökumenischer Ausschuss für Indianerfragen" gegründet, der für Aufklärung innerhalb der Missionsgesellschaften, an Schulen und in Gemeinden sorgte. "Der Kampf der indigenen Minderheiten wurde zu meinem Schwerpunktthema" (aus dem persönlichen Lebensbericht). Die transkulturelle Missionsarbeit des Ehepaares Marcelo und Uta Abel schätzte er sehr (in der Anfangszeit unterstützt von MASA seit 1974). Auf Bitten der "Not- und Interessengemeinschaft" besuchte er auf einer seiner Lateinamerika-Reisen auch die Colonia Dignidad, gelangte durch die strengen Absperrungen, doch der Besuchte hielt sich bedeckt. Als später Hugo Baar (ehemaliger Baptistenprediger) flüchtete und sich mit seiner Frau in Wiedenest aufhielt - in großer Angst vor der ständigen Bespitzelung durch Freunde der Kolonie - und weil den beiden verletzten und schuldbeladenen Menschen aus den Gemeinden zuweilen offene Feindseligkeit entgegenschlug, unternahm er viele Versuche um den Weg zur Versöhnung mit den Geschädigten freizumachen. Seit 1970/1973 stand Dulon auf der Pastorenliste des BEFG, um den Bund und die Freikirchen im Missionsrat vertreten zu können. Seit dieser Zeit war er auch Mitglied der EFG Hamburg-Altona. Im Ruhestand in Hamburg-Sülldorf gehörte er zum Freundeskreis der FeG Wedel und beschäftigte sich gemeinsam mit seiner Frau intensiv mit dem Judentum und der Leidensgeschichte von Juden in Hamburg. Seit 1957 war er verheiratet mit Gisela, geb. Stange. Das Ehepaar bekam vier Kinder. (//RF nach schriftlichen und mündlichen Mitteilungen von Gisela Dulon vom September 2016//)+{{  :guenter_dulon.jpg?nolink&240x263|guenter_dulon.jpg}}Er wuchs in Magdeburg auf. Die Inflation der 1920er Jahre führte zum Verlust der Zuckerfabrik in Familienbesitz. Als 1934 sein Vater starb, war die Mutter, Günter Dulon und zwei weitere Geschwister unversorgt. Er trat in die Hitlerjugend ein bei gleichzeitigem Austritt aus der Kirche. Nach Kriegsabitur und Einberufung für die Offizierslaufbahn war er vier Jahre als Funker an der Ostfront. Sein Rückzug erfolgte zum Teil zu Fuß bis in die Heimat Magdeburg und weiter nach Wiesbaden. Hier machte er eine Elektrikerlehre und das Abendabitur. Er wandte sich vom Krieg ab und vollzog eine radikale Umkehr zu Christus. Als Mitglied der evangelischen Kirche versah er einen praktischer Dienst in Bethel als Voraussetzung zum Theologiestudium. 
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 +Ab 1948 studierte er Theologie in Bethel und Marburg. Gleichzeitig engagierte er sich in einer evangelistischen Arbeit unter Studenten und wurde 1949 Mitbegründer und einer der verantwortlichen Leiter der SMD (= Studentenmission in Deutschland) in der Anfangszeit. "Mit sieben weiteren Studenten ließ ich mich in einer Baptistengemeinde nahe Marburg taufen, ohne dort Mitglied zu werden. Von der Liste der Kandidaten für kirchliche Dienste war ich dadurch endgültig gestrichen" (aus dem persönlichen Lebensbericht). Das Ideal einer christlichen Gemeinde sah er am meisten in den Brüdergemeinden verwirklicht. Aufgrund eines Stipendiums absolvierte er ein Studium am Fuller Theological Seminary in Pasadena/USA mit dem Abschluss eines B. D./M. Div. (Bachelor of Divinity/Master of Divinity) 1955. Anschließend arbeitete er als Reisesekretär der SMD 1955-1956, danach als wissenschaftlicher Assistent in Tübingen 1956-1958. 
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 +Schließlich wurde er theologischer Lehrer und Studienleiter der Bibelschule Wiedenest 1958-1969. In seiner Zeit wurden die Ausbildungszeiten von zwei auf vier Jahre erhöht. In der Ausbildung war ihm die "Einheit von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung" wichtig. Er "unterrichtete alttestamentliche Exegese und Theologie, praktische Theologie, Hermeneutik und Dogmengeschichte". Mit den Schülern besuchte er Synagogen und Israel-Ausstellungen und unternahm mit den Absolventen zweimal Israel-Reisen mit einem Einblick in jüdisches Gemeindeleben und das messianische Judentum (Schrupp, 1995, 177). 
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 +Als theologischer Referent für Lateinamerika und Vertreter der Freikirchen beim Deutschen Ev. Missionsrat/Ev. Missionswerk in Hamburg wirkte er von 1969 bis zum Ruhestand 1986. Hier arbeitete er mit Rudolf Thaut zusammen, der 2. Vorsitzender des Missionsrates wurde. In den 17 Jahren seines Dienstes und vielen Reisen nach Südamerika lernte er "die urwüchsigen Begabungen und die schöpferische Ganzheit der indigenen Völker schätzen". Die "interkulturelle Mission" war in der Anfangszeit ein heftiger Streitpunkt vor allem mit Evangelikalen. Daraufhin wurde mit seiner Beteiligung von Theologen und Ethnologen ein "ökumenischer Ausschuss für Indianerfragen" gegründet, der für Aufklärung innerhalb der Missionsgesellschaften, an Schulen und in Gemeinden sorgte. "Der Kampf der indigenen Minderheiten wurde zu meinem Schwerpunktthema" (aus dem persönlichen Lebensbericht). Die transkulturelle Missionsarbeit des Ehepaares Marcelo und Uta Abel schätzte er sehr (in der Anfangszeit unterstützt von MASA seit 1974). Auf Bitten der "Not- und Interessengemeinschaft" besuchte er auf einer seiner Lateinamerika-Reisen auch die Colonia Dignidad, gelangte durch die strengen Absperrungen, doch der Besuchte hielt sich bedeckt. 
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 +Als später Hugo Baar (ehemaliger Baptistenprediger) flüchtete und sich mit seiner Frau in Wiedenest aufhielt - in großer Angst vor der ständigen Bespitzelung durch Freunde der Kolonie - und weil den beiden verletzten und schuldbeladenen Menschen aus den Gemeinden zuweilen offene Feindseligkeit entgegenschlug, unternahm er viele Versuche um den Weg zur Versöhnung mit den Geschädigten freizumachen. 
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 +Seit 1970/1973 stand Dulon auf der Pastorenliste des BEFG, um den Bund und die Freikirchen im Missionsrat vertreten zu können. Seit dieser Zeit war er auch Mitglied der EFG Hamburg-Altona. Im Ruhestand in Hamburg-Sülldorf gehörte er zum Freundeskreis der FeG Wedel und beschäftigte sich gemeinsam mit seiner Frau intensiv mit dem Judentum und der Leidensgeschichte von Juden in Hamburg. 
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 +Seit 1957 war er verheiratet mit Gisela, geb. Stange. Das Ehepaar bekam vier Kinder. (//RF nach schriftlichen und mündlichen Mitteilungen von Gisela Dulon vom September 2016//)
  
  
 ===== Quellen ===== ===== Quellen =====
  
-Archiv des Ev. Missionswerks Hamburg: [[https://www.emw-d.de/_SIXo2ZVk0GNTwsJFu1/bibliothek.archiv/index.html|https://www.emw-d.de/_SIXo2ZVk0GNTwsJFu1/bibliothek.archiv/index.html]]+Archiv des Ev. Missionswerks Hamburg: [[https://mission-weltweit.de/de/ueber-uns/|https://mission-weltweit.de/de/ueber-uns/]] und https://mission-weltweit.de/de/publikationen/
  
 Archiv der Biblisch-Theologischen Akademie Forum Wiedenest e. V., Bergneustadt: [[https://www.wiedenest.de/akademie/bibelschule|https://www.wiedenest.de/akademie/bibelschule]] Archiv der Biblisch-Theologischen Akademie Forum Wiedenest e. V., Bergneustadt: [[https://www.wiedenest.de/akademie/bibelschule|https://www.wiedenest.de/akademie/bibelschule]]
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 Hans Rohrbach, Studenten begegnen der Wahrheit. Die Studentenmission in Deutschland. Entstehung, Weg und Ziel, Marburg 1957 (56 S.), S. 24.27.45.46.49. Hans Rohrbach, Studenten begegnen der Wahrheit. Die Studentenmission in Deutschland. Entstehung, Weg und Ziel, Marburg 1957 (56 S.), S. 24.27.45.46.49.
  
-Im Dienst von Gemeinde und Mission 1905-1980. 75 Jahre Bibelschule und Mission, hg. v. Ernst Schrupp, S. 32f.41.47.62.+Bibelschule Wiedenest, in: Die Gemeinde 48/1967, S. 14. 
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 +Im Dienst von Gemeinde und Mission 1905-1980. 75 Jahre Bibelschule und Mission, hg. v. Ernst Schrupp, Missionshaus Bibelschule Wiedenest, Bergneustadt o.J. (1980), S. 32f.41.47.49.62.
  
 Ev. Lexikon für Theologie und Gemeinde (ELThG), Bd. 3, 1994, S. 1919 (Art. Studentenmission in Deutschland). Ev. Lexikon für Theologie und Gemeinde (ELThG), Bd. 3, 1994, S. 1919 (Art. Studentenmission in Deutschland).
  
 Ernst Schrupp, Gott macht Geschichte. Die Bibelschule und das Missionshaus in Wiedenest, Wuppertal und Zürich 1995, S. 173.177f.182.190.210.212.237f. Ernst Schrupp, Gott macht Geschichte. Die Bibelschule und das Missionshaus in Wiedenest, Wuppertal und Zürich 1995, S. 173.177f.182.190.210.212.237f.
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 +Hans-Joachim Leisten, Wie alle andern auch. Baptistengemeinden im Dritten Reich im Spiegel ihrer Festschriften, Hamburg 2010, S. 105.
  
 Bildnachweis: Gisela Dulon, Hamburg Bildnachweis: Gisela Dulon, Hamburg
  
  
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