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Hans Hattenhauer

Prof. Dr. jur. Hans Joachim Hattenhauer (* 8. September 1931 in Groß Mellen/Pommern; † 20. März 2015 in Speyer) war ein Rechtshistoriker, der aktiv in der Studentenarbeit des BEFG war, viele Kontakte pflegte und sich neben zahlreichen fachwissenschaftlichen Beiträgen auch zu Fragen von Gemeinde, Ehe und Familie zu Wort meldete.

Er war ein Sohn des Baptistenpredigers Alfred Hattenhauer aus Pommern und wuchs dort in einfachen Verhältnissen auf. 1937 zog die kinderreiche Familie nach Korbach, wohin der Vater berufen wurde. Wegen kriegsbedingter Unterbrechungen konnte er erst 1952 das Abitur ablegen und studierte in Marburg Jura. Dort promovierte er 1958 und habilitierte sich 1964. Mit seinem Freund Peter Dienel arbeitete er mit in der Studentenarbeit des BEFG. Auch mit dem Kasseler Studienrat Horst Weiß war er befreundet. In den 1960er Jahren bis 1968 führte er den Vorsitz des Leitungsgremiums der Studentenarbeit und beteiligte sich als Referent auf Studententagungen. Er war Mitglied der Gemeindeleitung der EFG Marburg. Dort plante er den Bau des ersten baptistischen Studentenwohnheims und war dessen erster Tutor. 1965 wurde er nach Kiel berufen und übernahm die Professur für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Bürgerliches Recht und Handelsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

Er knüpfte viele Freundschaften und bildete Netzwerke, galt als unkonventionell und „gottesfürchtig“. Er organisierte viele Tagungen und Projekte. Aufgrund seiner zahlreichen wissenschaftlichen Fachbeiträge und Standardwerke, die mehrere Auflagen erreichten, wurde er mehrfach ausgezeichnet; u.a erhielt er 1975 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1995 den Deutschen Sprachpreis der Henning-Kaumann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache. 1996 trat er in den Ruhestand. Er war seit 1965 verheiratet mit Helga, geb. Bergmann und hatte mit seiner Frau einen Sohn, den Rechtshistoriker Christian Hattenhauer, und eine Tochter. Nach dem Tod seiner Frau (2005) zog er zu seiner Tochter nach Speyer. (RF)

Nachruf: Jürgen Brand, In memoriam. Ein Kämpfer vor dem Herrn. Hans Hattenhauer 1931–2015, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 133 (2016), S. 815–832.

Nachruf: Rainer Polley, Hans Hattenhauer (8.9.1931–20.3.2015), in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 102 (2016), S. 548–554.

Nachruf von Erich Geldbach: Die Gemeinde 3/2016, S. 23.

ausführlichere Kurzbiographie in wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hattenhauer

Lebensdaten und Foto in Kieler Gelehrtenverzeichnis: https://cau.gelehrtenverzeichnis.de/person/6918544e-ff63-909a-a492-4e5cc3ce9eb5

Zeitzeugen-Interview in Kiel vom 20.1.2003 (Oncken-Archiv Elstal).

Wissenschaftlicher Nachlass und Predigten im Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig (E-Mail der Tochter vom 9.12.2019).

in Baptistika:

Das Studentenwohnheim in Marburg. Eine Aufgabe für uns alle, in: Die Gemeinde 1958, Nr. 23, S. 5f (zusammen mit Ulrich Doose).

Die activitas zur activitas führen (Bericht über die Pfingstkonferenz in Hamburg 1961), in: Semesterzeitschrift 3, Kassel 1961/62, S. 26f.

Unsere Gemeinden soziologisch betrachtet, in: Semesterzeitschrift 4, Kassel 1962, S. 25f (Rezension von Peter Dienel, Freiwilligkeitskirche).

Katerstimmung oder Vom akademischen Stil, in: Semesterzeitschrift 6, Kassel 1963, S. 16.

Demokratie in der Gemeinde?, in: Semesterzeitschrift 9, Kassel 1964/65, S. 19-22.

Obrigkeit und Exusia. Juristische Anmerkungen zu Römer 13, 1-10, in: Wort und Tat 1965, Nr. 2, S. 39-43.

Leserbrief, in: Semesterzeitschrift 11, Kassel 1966, S. 36.

Wider die Verkirchlichung, in: Semesterzeitschrift 12, Kassel 1966, S. 3-7.

Macht und Organisation in der Gemeinde, in: Blickpunkt Gemeinde 3/1977, S. 4-7.

Die „nichteheliche Lebensgemeinschaft“, in: Blickpunkt Gemeinde 3/1978, S. 6-8.

Das Recht auf Ausstieg in bösen Tagen. Das moderne Konkubinat und seine Gefahren im Spiegel des Rechts (I+II), in: Die Gemeinde 1979, Nr. 44+45.

Pluralistische Kirche im pluralistischen Staat?, in: Die Gemeinde 38-39/1986.

Was Gott uns mit der Ehe schenkt, in: H.Hattenhauer/G.Langenbach, Heiraten - in Gottes Namen. Über christliche Ehe und weltliches Recht, Wuppertal und Zürich 1988 (R.Brockhaus Tabu 428), S. 5-37.

Christliche Ehe und weltliches Recht, in: ebenda, S. 38-70.

Geschichtliche Grundlagen von Ehe und Familie, in: ThGespr 2/1988, S. 1-9.

Wie kann das Wagnis der christlichen Familie gelingen? (Grundfragen des Lebens 11), in: Die Gemeinde 4/1989, S. 4-6.

Wiederheirat Geschiedener in der Gemeinde Jesu - Unmaßgebliche Erwägungen eines theologischen Laien, in: ThGespr 2/1989, S. 27-31.

Vererben und Erben sind Charaktersache. Sein Haus rechtzeitig bestellen, in: Die Gemeinde 15/2004, S. 6f.

fachwissenschaftliche Beiträge:

Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden für die Entstehung der Gesetzgebung in Deutschland (Rechtswissenschaften), Philipps-Universität Marburg 1958 (Dissertation).

Die Entdeckung der Verfügungsmacht. Studien zur Geschichte der Grundstücksverfügung im deutschen Recht des Mittelalters, Philipps-Universität Marburg 1964, Hamburg 1969 (Habilitation).

Textbuch zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. Mit Übersetzungen (zusammen mit Arno Buschmann), München 1967 (348 S.); 2. erg. u. verb. Aufl. 2008.

Rex et sacerdos. Eine Legendeninterpretation, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, hg. v. M.Kaser u.a., Bd. 86, Weimar 1969 (38 S.).

Das Recht der Heiligen (Schriften zur Rechtsgeschichte Heft 12), Berlin 1976 (142 S.).

Stahl und Bunsen. Eine Kontroverse um die Toleranz, in: Erich Geldbach (Hg), Der gelehrte Diplomat. Zum Wirken Christian Carl Josias Bunsens (Beiheft der ZRGG XXI), Leiden 1980, S. 84-101.

Geschichte des Beamtentums, Köln 1980 (486 S.); 2. vermehrte Aufl.: Geschichte des deutschen Beamtentums, Köln 1993 (577 S.).

Luthers Bedeutung für Ehe und Familie, in: H. Löwe/C.-J. Roepke (Hg), Luther und die Folgen. Beiträge zur sozialgeschichtlichen Bedeutung der lutherischen Reformation, München 1983, S. 86-109.

Deutsche Nationalsymbole. Zeichen und Bedeutung, München 1984 (232 S.); 2. erw. Aufl.: Geschichte der deutschen Nationalsymbole. Zeichen und Bedeutung, München 1990 (296 S.); 3. aktualisierte Aufl., Köln 1998; Deutsche Nationalsymbole. Geschichte und Bedeutung, 4. vollst. überarb. Aufl., München 2006 (330 S.).

Das Recht des Kindes auf Familie, Kiel 1985 (34 S.).

Die Aufnahme der Normannen in das westfränkische Reich: Saint Claire-sur-Epte AD 911 (Berichte aus den Sitzungen der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften, 8,2), Hamburg 1990 (37 S.).

Europäische Rechtsgeschichte, Heidelberg (1992) 4. durchges. und erw. Aufl. 2004 (955 S., vgl. dazu die Rezension von Wiard Popkes in: ThGespr 2/1993, S. 31).

Das preußische Religionspatent vom 30. März 1847, in: M. Jakubowski-Tiessen (Hg), Religion zwischen Kunst und Politik. Aspekte der Säkularisierung im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004, S. 114-145.

Die Sklaven Gottes, in: T. Finkenauer (Hg), Sklaverei und Freilassung im römischen Recht. Symposium für Hans-Josef Wieling zum 70. Geb., Berlin/Heidelberg 2006, S. 59-82.

Textbuch zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. Mit Übersetzungen (zusammen mit Arno Buschmann), München 2. erg. und verb. Aufl. 2008 (300 S.).

Was die Reformatoren vom Recht sangen, in: Chr. Strohm/H. de Wall (Hg), Konfessionalität und Jurisprudenz in der frühen Neuzeit (Historische Forschungen Bd. 89), Berlin 2009, S. 69-89.

Ein Fugger-Kaufmann im Osmanischen Reich. Bericht von einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien 1553-1555 von Hans Dernschwam… Ins heutige Deutsch übertragen und neu hg. von Hans Hattenhauer und Uwe Bake, Frankfurt u.a. 2012 (411 S.).

Bibliographie:

Jürgen Brand, In memoriam. Ein Kämpfer vor dem Herrn. Hans Hattenhauer 1931–2015. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 133 (2016), S. 833–843.

J.Meusel, Die Missionarische Aufgabe der Freikirche, in: Semesterzeitschrift 5, 1962, S. (15-17) 15; G. Balders (Hg), Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland 1834-1984. Festschrift, Wuppertal/Kassel 1984, S. 326; Siegfried Großmann, Lebendige Liebe. Sexualität und Ehe als Gabe Gottes, Wuppertal und Kassel 1993, S. 185.187; V. Waffenschmidt (Hg), Unterwegs zu den Menschen. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Steglitz, Berlin 2000, S. 93; Erich Geldbach, Freikirchen - Erbe, Gestalt und Wirkung (Bensheimer Hefte 70), Göttingen (1989) ² völlig neu bearbeitete Aufl. 2005, S. 171; Arnold Angenendt, Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert, Münster 2007, Personenregister; Erich Geldbach, Die Anfänge der Ev. Allianz und die ökumenische Bewegung, in: ZThG 18/2013, S. (64-93) 84.92; Rudolf Meyer-Pritzl, Am 20. März 2015 verstarb Prof. Dr. jur. Hans Hattenhauer (Nachruf), in: Christians-Albrechts-Universität zu Kiel. Christiana Albertina. Forschungen und Berichte, Bd. 80, 2015, S. 118f; Die Gemeinde 7/2015, S. 28 (Todesanzeige); Die Gemeinde 3/2016, S. 23 (Erich Geldbach); Manfred Lütz, Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums, Freiburg 2018, S. 49.104; vgl. auch wikipedia-Art. Hans Hattenhauer (Lit.).

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  • von rfleischer