julius_koebner

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 Auf Wunsch Onckens gründete Köbner im November 1852 mit sechs weiteren Männern eine Gemeinde baptistischer Prägung für Barmen und Elberfeld. Hier kam es zur folgenschweren Begegnung mit Heinrich Hermann Grafe, dem späteren Gründer der Freien evangelischen Gemeinde. Im Juli 1853 bat dieser bei Köbner um Aufnahme in die Baptistengemeinde, ohne nochmals getauft zu werden, was Köbner in seiner Antwort im Dezember desselben Jahres ablehnte. Er folgte im Taufverständnis dem rigorosen J.G.Oncken, ungetaufte Christen könnten nicht Mitglieder einer Baptistengemeinde werden. Die Gemeinde, inzwischen auf 85 Mitglieder angewachsen, bezog 1856 ein neues Versammlungshaus, Ehepaar Köbner wohnte nebenan. Um Bauschulden zu tilgen und einen Erweiterungsbau durchzuführen begab sich Köbner 1863 auf Kollektenreise nach England, wo er auch den berühmten Baptistenprediger C.H.Spurgeon (1834-1892) hörte. Köbner war neben seinem Gemeindedienst viel unterwegs, besuchte die Bundeskonferenzen und Gemeinden im In- und Ausland. Mit Oncken reiste er 1858 nach Stockholm zur Konferenz der schwedischen Baptisten. 1865 fand wieder ein Missions-Kurs in Hamburg statt, wo Köbner ein halbes Jahr Unterricht gab in den Fächern deutsche Sprachlehre, Kirchen- und Weltgeschichte, Physik, Geologie und Astronomie. Danach besuchte er die Kopenhagener Gemeinde, die er 1839 mitgegründet hatte. Auf Onckens Empfehlung wurde er noch im gleichen Jahr berufen und zog ohne seine Frau nach Kopenhagen. Sie starb 1868 in Hamburg "einsam und verbittert". 1875 heiratete Köbner die Dänin Dorothea Stagsted, mit der er sein einziges Kind bekam: Tochter Ruth (Ruth Baresel-Köbner). Seine zweite Frau starb 1879 an einem Leber- und Lungenleiden in Kopenhagen. Ein zweiter Dienst in Barmen folgte von 1879 bis 1883. Als G. W. Lehmann 1882 in Berlin starb, sprach Köbner an seinem Grab auf dem Luisenstädter Friedhof. Von Juni 1883 an übernahm er die Leitung der Berliner Gemeinde bis zu seinem Tod. Wie Lehmann wurde er auf dem Luisenstädter Friedhof begraben. Tochter Ruth wurde in die Familie Scheve aufgenommen. Zuvor hatte Köbner noch den Gründervater des deutschen Baptismus J.G.Oncken nach dessen Überführung von Zürich nach Hamburg beerdigt. Auf Wunsch Onckens gründete Köbner im November 1852 mit sechs weiteren Männern eine Gemeinde baptistischer Prägung für Barmen und Elberfeld. Hier kam es zur folgenschweren Begegnung mit Heinrich Hermann Grafe, dem späteren Gründer der Freien evangelischen Gemeinde. Im Juli 1853 bat dieser bei Köbner um Aufnahme in die Baptistengemeinde, ohne nochmals getauft zu werden, was Köbner in seiner Antwort im Dezember desselben Jahres ablehnte. Er folgte im Taufverständnis dem rigorosen J.G.Oncken, ungetaufte Christen könnten nicht Mitglieder einer Baptistengemeinde werden. Die Gemeinde, inzwischen auf 85 Mitglieder angewachsen, bezog 1856 ein neues Versammlungshaus, Ehepaar Köbner wohnte nebenan. Um Bauschulden zu tilgen und einen Erweiterungsbau durchzuführen begab sich Köbner 1863 auf Kollektenreise nach England, wo er auch den berühmten Baptistenprediger C.H.Spurgeon (1834-1892) hörte. Köbner war neben seinem Gemeindedienst viel unterwegs, besuchte die Bundeskonferenzen und Gemeinden im In- und Ausland. Mit Oncken reiste er 1858 nach Stockholm zur Konferenz der schwedischen Baptisten. 1865 fand wieder ein Missions-Kurs in Hamburg statt, wo Köbner ein halbes Jahr Unterricht gab in den Fächern deutsche Sprachlehre, Kirchen- und Weltgeschichte, Physik, Geologie und Astronomie. Danach besuchte er die Kopenhagener Gemeinde, die er 1839 mitgegründet hatte. Auf Onckens Empfehlung wurde er noch im gleichen Jahr berufen und zog ohne seine Frau nach Kopenhagen. Sie starb 1868 in Hamburg "einsam und verbittert". 1875 heiratete Köbner die Dänin Dorothea Stagsted, mit der er sein einziges Kind bekam: Tochter Ruth (Ruth Baresel-Köbner). Seine zweite Frau starb 1879 an einem Leber- und Lungenleiden in Kopenhagen. Ein zweiter Dienst in Barmen folgte von 1879 bis 1883. Als G. W. Lehmann 1882 in Berlin starb, sprach Köbner an seinem Grab auf dem Luisenstädter Friedhof. Von Juni 1883 an übernahm er die Leitung der Berliner Gemeinde bis zu seinem Tod. Wie Lehmann wurde er auf dem Luisenstädter Friedhof begraben. Tochter Ruth wurde in die Familie Scheve aufgenommen. Zuvor hatte Köbner noch den Gründervater des deutschen Baptismus J.G.Oncken nach dessen Überführung von Zürich nach Hamburg beerdigt.
  
-//Bedeutung//: Köbner wies in seinen Schriften auf den Zusammenhang von Baptismus und Täufertum hin und betonte "das demokratische Gemeindeideal, die alten täuferischen Grundsätze von Selbstbestimmung und Gewissensfreiheit". "Köbners Gemeindeideal … erweist sich … aus zwei religiösen Haltungen hervorgewachsen, der täuferischen und der pietistischen" (Hermann Gieselbusch). Gegenüber Oncken mit seinem starren Prinzip des Amts traten Köbner und andere im "Hamburger Streit" für die Selbstbestimmung der Gemeinde ein. Köbner galt für den frühen Baptismus als beliebter Liederdichter. Er trat als Schriftsteller hervor (Die Waldenser, 1861; Das Lied von Gott, 1873; Die Geigerin, 1881) und veröffentlichte zur deutschen Revolution von 1848 das "Manifest des freien Urchristentums an das deutsche Volk", in dem er Religionsfreiheit für alle forderte, "seien sie Christen, Juden, Mohammedaner oder was sonst." Die Schrift wurde bald nach Erscheinen von der Reaktion verboten. Günter Balders bezeichnet Köbner als "begabter Schriftsteller, schaffensfroher Dichter und feuriger Prediger" (Theurer Bruder Oncken, 1978, 50); Wolfgang E. Heinrichs nennt ihn "maßgeblicher Theoretiker des deutschen Baptismus" (Religions-Freiheit. Festschrift Köbner, 2006, 93) und Andrea Strübind Onckens "wichtigster Mitarbeiter und der führende Theologe der jungen Bewegung" (A. Strübind/M.Rothkegel [Hg], Baptismus. Geschichte und Gegenwart, 2012, 172). Sie hat erstmalig Köbners Tauftheologie dargestellt (ZThG 12/2007, 262-269).+//Bedeutung//: Köbner wies in seinen Schriften auf den Zusammenhang von Baptismus und Täufertum hin und betonte "das demokratische Gemeindeideal, die alten täuferischen Grundsätze von Selbstbestimmung und Gewissensfreiheit". "Köbners Gemeindeideal … erweist sich … aus zwei religiösen Haltungen hervorgewachsen, der täuferischen und der pietistischen" (Hermann Gieselbusch). Gegenüber Oncken mit seinem starren Prinzip des Amts traten Köbner und andere im "Hamburger Streit" für die Selbstbestimmung der Gemeinde ein. Köbner galt für den frühen Baptismus als beliebter Liederdichter. Er trat als Schriftsteller hervor (Die Waldenser, 1861; Das Lied von Gott, 1873; Die Geigerin, 1881) und veröffentlichte zur deutschen Revolution von 1848 das "Manifest des freien Urchristentums an das deutsche Volk", in dem er Religionsfreiheit für alle forderte, "seien sie Christen, Juden, Mohammedaner oder was sonst." Die Schrift wurde bald nach Erscheinen von der Reaktion verboten. Günter Balders bezeichnet Köbner als "begabter Schriftsteller, schaffensfroher Dichter und feuriger Prediger" (Theurer Bruder Oncken, 1978, 50); Wolfgang E. Heinrichs nennt ihn "maßgeblicher Theoretiker des deutschen Baptismus" (Religions-Freiheit. Festschrift Köbner, 2006, 93) und Andrea Strübind Onckens "wichtigster Mitarbeiter und der führende Theologe der jungen Bewegung" (A. Strübind/M.Rothkegel [Hg], Baptismus. Geschichte und Gegenwart, 2012, 172). Sie hat erstmalig Köbners Tauftheologie dargestellt (ZThG 12/2007, 262-269: https://www.gftp.de/downloads-und-dokumente/send/36-zthg-12-2007/383-astruebind).
  
 In ihrer Köbner-Biographie untersucht Ruth Baresel seine Schriften (238-241), seine Lieder (52.237f.242-255) sowie seine Predigten und Reden (255-261) und kommentiert viele Schriften Köbners. (//RF//) In ihrer Köbner-Biographie untersucht Ruth Baresel seine Schriften (238-241), seine Lieder (52.237f.242-255) sowie seine Predigten und Reden (255-261) und kommentiert viele Schriften Köbners. (//RF//)
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