martin_klumbies

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-{{  :klumbies_martin.jpg?nolink&200x235|klumbies_martin.jpg}}Er wurde als 15jähriger getauft und wirkte als Missionsgehilfe in Tilsit/Uckermark 1907-1910. Auf dem Seminar in Hamburg studierte er 1910-1914. Er diente als Baptistenpastor in den Gemeinden Ragnit/Ostpreußen 1914-1919, Königsberg-Klapperwiese 1919-1923, Berlin-Urbanstraße (Hasenheide) 1923-1928 und Königsberg-Tragheim 1929-1945. Er war Vorsitzender der ostpreußischen Vereinigung und Vertrauensmann der baptistischen Pastorenschaft. 1933 wurde er Vorsitzender der Bundes-Waisenfürsorge. Im März 1936 wurde er aufgrund einer Denunziation von der Gestapo angeklagt und von einem Sondergericht in Königsberg am 13. Juni 1936 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wegen Beleidigung einer Parteipersönlichkeit. In einer Schulungsveranstaltung für Jugendleiter der Ostpreußischen Evangelischen Allianz in den Räumen der Baptistengemeinde hatte Klumbies Anfang 1936 Rosenbergs „Mythus“ besprochen und "sich kritisch mit den Inhalten des Buches auseinandergesetzt" und einige Inhalte als ´jüdisch` bezeichnet; außerdem äußerte er, der Name ´Rosenberg` habe für ihn einen jüdischen Klang (//siehe Andreas Liese, 2007//). Im Vorfeld des Prozesses forderte das Reichskirchenministerium eine innerkirchliche Disziplinarmaßnahme gegen Klumbies, woraufhin er vom offiziellen Baptismus ein Dienstverbot für alle übergemeindlichen Aufgaben erhielt und dies der Gestapo Berlin sowie dem Oberstaatsanwalt in Königsberg und dem Reichskirchenministerium mitgeteilt wurde. Durch Amnestie kam er nicht in Haft. Mit vielen anderen Flüchtlingen kam er nach Kriegsende ins Internierungslager Oxböl/Dänemark und wirkte dort von 1945-1949 als Prediger und Seelsorger. Es entstand eine Baptistengemeinde und die dänische Kirchenbehörde beauftragte ihn zusammen mit Prediger Strehlow mit der pastoralen Betreuung aller Flüchtlingslager in Dänemark. "Von 1949 bis 1950 war er dann Gast(dozent) an der Bibelschule Wiedenest" (A.Steen). Seit 1950 wirkte er in Bad Oeynhausen mit regem Reisedienst und Bibelwochen (u.a. über die Offenbarung) und unterstützte Gemeinden in predigerloser Zeit. Sein Sohn aus erster Ehe Dr. Gerhard Klumbies (1919-2015), Internist und Psychotherapeut, wurde Prof. und Direktor der Uniklinik Jena; seine Tochter Elli, verh. Kobbert, verfasste zahlreiche Bücher. (//RF zum Teil nach Axel Steen und Andreas Liese//)+{{  :klumbies_martin.jpg?nolink&200x235|klumbies_martin.jpg}}Er wurde als 15jähriger getauft und wirkte nach seinem Militärdienst (1905-1907) als Missionsgehilfe in Tilsit/Uckermark 1907-1910. Auf dem Seminar in Hamburg studierte er 1910-1914. Er diente als Baptistenpastor in den Gemeinden Ragnit/Ostpreußen 1914-1919 (1914-18 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen), Königsberg-Klapperwiese 1919-1923, Berlin-Urbanstraße (Hasenheide) 1923-1928 und Königsberg-Tragheim 1929-1945. Er war Vorsitzender der ostpreußischen Vereinigung und Vertrauensmann der baptistischen Pastorenschaft. 1933 wurde er Vorsitzender der Bundes-Waisenfürsorge. Im März 1936 wurde er aufgrund einer Denunziation von der Gestapo angeklagt und von einem Sondergericht in Königsberg am 13. Juni 1936 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wegen Beleidigung einer Parteipersönlichkeit. In einer Schulungsveranstaltung für Jugendleiter der Ostpreußischen Evangelischen Allianz in den Räumen der Baptistengemeinde hatte Klumbies Anfang 1936 Rosenbergs „Mythus“ besprochen und "sich kritisch mit den Inhalten des Buches auseinandergesetzt" und einige Inhalte als ´jüdisch` bezeichnet; außerdem äußerte er, der Name ´Rosenberg` habe für ihn einen jüdischen Klang (//siehe Andreas Liese, 2007//). Im Vorfeld des Prozesses forderte das Reichskirchenministerium eine innerkirchliche Disziplinarmaßnahme gegen Klumbies, woraufhin er vom offiziellen Baptismus ein Dienstverbot für alle übergemeindlichen Aufgaben erhielt und dies der Gestapo Berlin sowie dem Oberstaatsanwalt in Königsberg und dem Reichskirchenministerium mitgeteilt wurde. Durch Amnestie kam er nicht in Haft. Mit vielen anderen Flüchtlingen kam er nach Kriegsende ins Internierungslager Oxböl/Dänemark und wirkte dort von 1945-1949 als Prediger und Seelsorger. Es entstand eine Baptistengemeinde und die dänische Kirchenbehörde beauftragte ihn zusammen mit Prediger Strehlow mit der pastoralen Betreuung aller Flüchtlingslager in Dänemark. "Von 1949 bis 1950 war er dann Gast(dozent) an der Bibelschule Wiedenest" (A.Steen). Seit 1950 wirkte er in Bad Oeynhausen mit regem Reisedienst und Bibelwochen (u.a. über die Offenbarung) und unterstützte Gemeinden in predigerloser Zeit. Sein Sohn aus erster Ehe Dr. Gerhard Klumbies (1919-2015), Internist und Psychotherapeut, wurde Prof. und Direktor der Uniklinik Jena; seine Tochter Elli, verh. Kobbert, verfasste zahlreiche Bücher. (//RF zum Teil nach Axel Steen und Andreas Liese//)
  
 //Unveröffentlichte Kurzbiographie von 1984 von Axel Steen.// //Unveröffentlichte Kurzbiographie von 1984 von Axel Steen.//
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-Jahrbuch 1933, S. 2.3.21f; Fünfter Baptisten-Welt-Kongreß. Deutscher Bericht, hg. von W.Harnisch und P.Schmidt, Kassel 1934, S. 106.287; Rundschreiben (Gemeindebrief) der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Hamburg-Altona 1, Februar 1950 (Evangelisation mit M. Klumbies); Hans Metzger, Wunder Gottes in der Zeltmission, Kassel (1951) ²1952, S. 14.15; Dienet dem Herrn mit Freuden. 75 Jahre Dienst des Diakonissenmutterhauses Bethel, Berlin 1962, S. 48; F. Townley Lord, Baptist World Fellowship. A short history of the Baptist World Alliance, London 1955, p. 81; Die Gemeinde 1965, Nr. 46, S. 14 (zum 80. Geb.); Adolf Pohl, Die Offenbarung des Johannes. 2. Teil, Kapitel 8 bis 22, Wuppertal (1971) 5.Aufl. 1978, S. 125.138.146.191.205; Nachruf in Die Gemeinde 1973, Nr. 14, S. 15; 125 Jahre Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Baptistengemeinde Zillhausen. Festschrift zum Gemeindejubiläum 1975, S. 75; G. Balders, „Heilige Gefolgschaft“. Über das „Führerprinzip“ im Bund der Baptistengemeinden am Anfang des Dritten Reiches, in: ThGespr 3-4/1979, S. (5-15) 7f; Festschrift Hundert Jahre Theologisches Seminar des BEFG 1880-1980, hg. v. G. Balders, Wuppertal/Kassel 1980, S. 168; Karl Zehrer, Evangelische Freikirchen und das ´Dritte Reich` (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes, Ergänzungsreihe Bd. 13), Göttingen 1986, S. 42.91f; Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, 2.Aufl. 1995, S. 41.63.144.207-209.213.285; Diabo&Lüllau, „Hoffentlich enttäuscht uns Hitler nicht“. Briefe, Bilder, Berichte einer Predigerfamilie 1925-1960, hg. v. Uwe A. Gieske, Berlin 1999, S. 229.238.297; Andreas Liese, Kleine Religionsgemeinschaften zwischen Widerstand und Anpassung: Baptisten und Brüderbewegung, in: W. Benz (Hg), Selbstbehauptung und Opposition. Kirche als Ort des Widerstands gegen staatliche Diktatur, Berlin 2003, S. 123-143 (2007 veröffentlicht im Internet in einer überarbeiteten Fassung: [[https://www.bruederbewegung.de/pdf/liesewiderstand.pdf|https://www.bruederbewegung.de/pdf/liesewiderstand.pdf]], Klumbies S. 10f); Karl-Georg Mix, Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949, Stuttgart 2005, S. 183-187; D. Lütz (Hg), „Die Bibel hat die Schuld daran“. Festschrift zum 175. Jubiläum der Oncken-Gemeinde in Hamburg 2009, S. 357; Hans-Joachim Leisten, Wie alle andern auch. Baptistengemeinden im Dritten Reich im Spiegel ihrer Festschriften, Hamburg 2010, S. 129; R. Fleischer, Streit (Baptismus-Dokumentation 4), 2014, S. 14; Manfred Stedtler, Baptisten in der Weimarer Republik. Ihre Gedanken zu Politik und Gesellschaft, Bonn 2015, 2. Druck 2016, S. 26; Andreas Liese, Wir konnten immer das Evangelium verkünden: Baptisten und Brüdergemeinden im „Dritten Reich“, in: Kirchliche Zeitgeschichte 30 (2017), Heft 1, S. (93-133) 97.106f; Martin Rothkegel/Reinhard Assmann (Hg), Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat (Schriftenreihe des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung 30), Berlin 2019, S. 267.+Jahrbuch 1933, S. 2.3.21f; Fünfter Baptisten-Welt-Kongreß. Deutscher Bericht, hg. von W.Harnisch und P.Schmidt, Kassel 1934, S. 106.287; Rundschreiben (Gemeindebrief) der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Hamburg-Altona 1, Februar 1950 (Evangelisation mit M. Klumbies); Hans Metzger, Wunder Gottes in der Zeltmission, Kassel (1951) ²1952, S. 14.15; F. Townley Lord, Baptist World Fellowship. A short history of the Baptist World Alliance, London 1955, p. 81; Dienet dem Herrn mit Freuden. 75 Jahre Dienst des Diakonissenmutterhauses Bethel, Berlin 1962, S. 48; Die Gemeinde 1965, Nr. 46, S. 14 (zum 80. Geb.); Adolf Pohl, Die Offenbarung des Johannes. 2. Teil, Kapitel 8 bis 22, Wuppertal (1971) 5.Aufl. 1978, S. 125.138.146.191.205; Nachruf in Die Gemeinde 1973, Nr. 14, S. 15; 125 Jahre Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Baptistengemeinde Zillhausen. Festschrift zum Gemeindejubiläum 1975, S. 75; G. Balders, „Heilige Gefolgschaft“. Über das „Führerprinzip“ im Bund der Baptistengemeinden am Anfang des Dritten Reiches, in: ThGespr 3-4/1979, S. (5-15) 7f; Festschrift Hundert Jahre Theologisches Seminar des BEFG 1880-1980, hg. v. G. Balders, Wuppertal/Kassel 1980, S. 168; Karl Zehrer, Evangelische Freikirchen und das ´Dritte Reich` (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes, Ergänzungsreihe Bd. 13), Göttingen 1986, S. 42.91f; Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, 2.Aufl. 1995, S. 41.63.144.207-209.213.285; Diabo&Lüllau, „Hoffentlich enttäuscht uns Hitler nicht“. Briefe, Bilder, Berichte einer Predigerfamilie 1925-1960, hg. v. Uwe A. Gieske, Berlin 1999, S. 229.238.297; Andreas Liese, Kleine Religionsgemeinschaften zwischen Widerstand und Anpassung: Baptisten und Brüderbewegung, in: W. Benz (Hg), Selbstbehauptung und Opposition. Kirche als Ort des Widerstands gegen staatliche Diktatur, Berlin 2003, S. 123-143 (2007 veröffentlicht im Internet in einer überarbeiteten Fassung: [[https://www.bruederbewegung.de/pdf/liesewiderstand.pdf|https://www.bruederbewegung.de/pdf/liesewiderstand.pdf]], Klumbies S. 10f); Karl-Georg Mix, Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949, Stuttgart 2005, S. 183-187; D. Lütz (Hg), „Die Bibel hat die Schuld daran“. Festschrift zum 175. Jubiläum der Oncken-Gemeinde in Hamburg 2009, S. 357; Hans-Joachim Leisten, Wie alle andern auch. Baptistengemeinden im Dritten Reich im Spiegel ihrer Festschriften, Hamburg 2010, S. 129; R. Fleischer, Streit (Baptismus-Dokumentation 4), 2014, S. 14; Manfred Stedtler, Baptisten in der Weimarer Republik. Ihre Gedanken zu Politik und Gesellschaft, Bonn 2015, 2. Druck 2016, S. 26; Andreas Liese, Wir konnten immer das Evangelium verkünden: Baptisten und Brüdergemeinden im „Dritten Reich“, in: Kirchliche Zeitgeschichte 30 (2017), Heft 1, S. (93-133) 97.106f; Martin Rothkegel/Reinhard Assmann (Hg), Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat (Schriftenreihe des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung 30), Berlin 2019, S. 267.
  
 Bildnachweis: Oncken-Archiv des BEFG, Elstal b. Berlin Bildnachweis: Oncken-Archiv des BEFG, Elstal b. Berlin
  
  
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