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 **Prof. Dr. Martin Metzger** (* 11. Januar 1928 in Wiedenest; † 10. Juni 2018 in Kiel) war Pastor im BEFG, Lehrer am Predigerseminar in Hamburg und Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an den Universitäten Hamburg und Kiel. **Prof. Dr. Martin Metzger** (* 11. Januar 1928 in Wiedenest; † 10. Juni 2018 in Kiel) war Pastor im BEFG, Lehrer am Predigerseminar in Hamburg und Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an den Universitäten Hamburg und Kiel.
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-{{  :martin-metzger.jpg?nolink&250x306|martin-metzger.jpg}}Martin Metzger war Sohn von __Hans Metzger__, der als Evangelist zum Kreis der Elberfelder Brüder, später der Offenen Brüder gehörte. Seine Jugend verbrachte er in der NS-Zeit und erlebte in Weißenfels seine Bekehrung, wo der Vater zur Versammlung der Brüder ging. Er kam in die Hitlerjugend, spielte im Blasorchester mit und wurde Flakhelfer. Doch statt eingezogen zu werden, bestimmte man ihn im November 1944 zum Hilfsausbilder in einem Reichsausbildungslager in Gießen und Anfang Februar 1945 brachte man ihn in ein Wehrertüchtigungslager in Zwickau/Glauchau. Mit den Amerikanern kam das Kriegsende und um der russischen Besatzung zu entgehen, kehrte der Vater mit der Familie nach Dreieichenhain, seinem Geburtsort in Hessen, zurück. In Frankfurt legte Martin Metzger 1946 das Abitur ab. Sein Berufswunsch war Lehrer zu werden mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Englisch. Der Einfluss seines Vaters hingegen, der ihn auf das Predigerseminar Hamburg aufmerksam machte, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle für den weiteren Werdegang. Im Dezember 1946 ließ er sich taufen. Auf einer Jugendfreizeit mit Prediger Martin Hähnel erlebte Martin Metzger seine innere Berufung zum Prediger und wirkte neben __Wilhard Becker__ auch bei evangelistischen Jugendfreizeiten mit. Als er im Herbst 1947 schließlich aufs Seminar ging, blieb er dort bis 1950, d.h. er erhielt die dreijährige Ausbildung, statt der vierjährigen, weil er vorher bereits Griechisch gelernt hatte. Mit ihm studierten Adolf Pohl, __Wilhard Becker____Ferdinand Schalk__, Alfred Peitz, Friedbert Neese und __Herbert Morét__. Er erinnerte sich im Zeitzeugeninterview (2016) an eine gute Seminargemeinschaft und an die Lehrer in Wiedenest __Erich Sauer,__ Heinz Köhler, __Johannes Mundhenk__ und __Hans Rockel__, aber auch an __Hans Luckey__, der den Wiederaufbau des Seminars in Hamburg leitete und __Herbert Stahl__. Am meisten war er von Johannes Mundhenk beeindruckt, der im Krieg russisch gelernt hatte, klug und demütig war und den Vorsitz im Slawistenverband führte. Umsogrößer war der Schock als der Lieblingslehrer (Mundhenk) wegen Glaubenszweifel ausschied. Hans Luckey riet ihm zu einer Gemeinde in einer Universitätsstadt, um neben der Gemeindearbeit weiterstudieren zu können. Die fand er in der Kölner Brüdergemeinde, Dagobertstraße, die ihn im Herbst 1950 als "dienenden Bruder" berief mit der Aufgabe "Jugenddienst mit Predigten". Er gestaltete Jugendfreizeiten und Kreisjugendtage und lernte seine spätere Frau, die Sonderschullehrerin Lucie Sinnhoeffer (1926-2015), kennen und heiratete sie 1955. Mit ihr hatte er vier Kinder. An der Bonner Universität studierte er u.a. bei Heinrich Schlier und Philipp Vielhauer (Neues Testament), Ernst Bizer und Wilhelm Schneemelcher (Kirchengeschichte), Hans Joachim Iwand, Walter Kreck, und Helmut Gollwitzer (Systematische Theologie). Dabei entwickelte er eine besondere Liebe zum Alten Testament, vertreten durch Martin Noth und Hans-Joachim Kraus. Im Studium wurde ihm „Karl Barths Lehre von der dreifachen Gestalt des Wortes Gottes zur Hilfe“. Nach drei Jahren erfolgte die Anfrage zum Seminar nach Hamburg als Sprachlehrer (für Griechisch und Hebräisch) und zum Weiterstudium. In der Hamburger Zeit (ab 1953/54) begann er die Promotion über Genesis 2+3 bei Martin Noth, die er 1957 mit "magna cum laude" abschloss (Dr. theol. 1957). Während dieser Zeit war er Mitglied der Brüdergemeinde Hamburg-Heimhuderstraße und kehrte auch für ein Jahr nach Bonn zurück, um an der Dissertation zu arbeiten. Ab 1955/57 wirkte er als Seminarlehrer in Hamburg für Altes Testament und Griechisch, später auch Hebräisch (bis 1970, danach als Gastlehrer bis 1974). Martin Noth schlug ihm die Habilitation vor. Hans-Joachim Kraus, inzwischen in Hamburg, befürwortete die Habilitation mit dem Zusatz "Altes Testament und biblische Archäologie" und bewog ihn 1959 zu einer Reise (Lehrkurs) zu den wichtigsten archäologischen Stätten des Vorderen Orients; diese übte nachhaltigen Einfluss auf seine weitere Forschungstätigkeit aus. Zehn Jahre arbeitete er an der Habilitation bis 1969 ("Königsthron und Gottesthron"). Sein Wunsch war, Seminarlehrer zu bleiben und das Angebot der Uni Hamburg als "Universitätsdozent" zu lehren, anzunehmen. Doch die Bundesleitung entschied anders - eine Tätigkeit an der Uni auszuüben und nebenher als Seminarlehrer zu arbeiten, sei nicht möglich und empfahl die Kündigung. So wurde er als erster Freikirchler in Hamburg Universitätsdozent und Professor an der Theologischen Fakultät von 1970-1974. Dann erhielt er eine Berufung nach Kiel, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte. Er hielt die Verbindung zum Seminar Hamburg, später auch nach Elstal, aufrecht, indem er pro Semester eine Übung bzw. einen archäologischen Vortrag hielt, zudem Museumsführungen in Berlin bis in die letzten Lebensjahre hinein durchführte. Seine Freude an der biblischen Archäologie, mit der er seine Zuhörer stets begeistern konnte, begann 1959 mit dem Lehrkurs, setzte sich 1960 mit der Teilnahme an der Ausgrabung der Hethiterhauptstadt Boghazköy/Hattuscha, Türkei, fort und ab 1964 bei der Ausgrabung am Tell Kamid el-Loz, Libanon, wo er bald als stellvertretender Grabungsleiter arbeitete (1966-1981). Die wissenschaftliche Auswertung ergab bisher vier Bände, einen fünften Band konnte er nicht mehr vollenden. In Jerusalem nahm er teil am Kongress israelischer Archäologen im Dormitio-Kloster. Für ein ökumenisches Studienjahr unterrichtete er dort evangelische und katholische Studenten in biblischer Archäologie. Bis zum Jahr 2000 war er jedes Jahr an der Dormitio tätig, gab Einführungen in die biblische Archäologie und führte Exkursionen durch. Bei der Organisation "Biblische Reisen" war er mehrfach Reiseleiter.+{{  :martin-metzger.jpg?nolink&250x306|martin-metzger.jpg}}Martin Metzger war Sohn von Hans Metzger, der als Evangelist zum Kreis der Elberfelder Brüder, später der Offenen Brüder gehörte. Seine Jugend verbrachte er in der NS-Zeit und erlebte in Weißenfels seine Bekehrung, wo der Vater zur Versammlung der Brüder ging. Er kam in die Hitlerjugend, spielte im Blasorchester mit und wurde Flakhelfer. Doch statt eingezogen zu werden, bestimmte man ihn im November 1944 zum Hilfsausbilder in einem Reichsausbildungslager in Gießen und Anfang Februar 1945 brachte man ihn in ein Wehrertüchtigungslager in Zwickau/Glauchau. Mit den Amerikanern kam das Kriegsende und um der russischen Besatzung zu entgehen, kehrte der Vater mit der Familie nach Dreieichenhain, seinem Geburtsort in Hessen, zurück. In Frankfurt legte Martin Metzger 1946 das Abitur ab. Sein Berufswunsch war Lehrer zu werden mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Englisch. Der Einfluss seines Vaters hingegen, der ihn auf das Predigerseminar Hamburg aufmerksam machte, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle für den weiteren Werdegang. Im Dezember 1946 ließ er sich taufen. Auf einer Jugendfreizeit mit Prediger Martin Hähnel erlebte Martin Metzger seine innere Berufung zum Prediger und wirkte neben Wilhard Becker auch bei evangelistischen Jugendfreizeiten mit. Als er im Herbst 1947 schließlich aufs Seminar ging, blieb er dort bis 1950, d.h. er erhielt die dreijährige Ausbildung, statt der vierjährigen, weil er vorher bereits Griechisch gelernt hatte. Mit ihm studierten Adolf Pohl, Wilhard BeckerFerdinand Schalk, Alfred Peitz, Friedbert Neese und Herbert Morét. Er erinnerte sich im Zeitzeugeninterview (2016) an eine gute Seminargemeinschaft und an die Lehrer in Wiedenest Erich Sauer, Heinz Köhler, Johannes Mundhenk und Hans Rockel, aber auch an Hans Luckey, der den Wiederaufbau des Seminars in Hamburg leitete und Herbert Stahl. Am meisten war er von Johannes Mundhenk beeindruckt, der im Krieg russisch gelernt hatte, klug und demütig war und den Vorsitz im Slawistenverband führte. Umsogrößer war der Schock als der Lieblingslehrer (Mundhenk) wegen Glaubenszweifel ausschied. Hans Luckey riet ihm zu einer Gemeinde in einer Universitätsstadt, um neben der Gemeindearbeit weiterstudieren zu können. Die fand er in der Kölner Brüdergemeinde, Dagobertstraße, die ihn im Herbst 1950 als "dienenden Bruder" berief mit der Aufgabe "Jugenddienst mit Predigten". Er gestaltete Jugendfreizeiten und Kreisjugendtage und lernte seine spätere Frau, die Sonderschullehrerin Lucie Sinnhoeffer (1926-2015), kennen und heiratete sie 1955. Mit ihr hatte er vier Kinder. An der Bonner Universität studierte er u.a. bei Heinrich Schlier und Philipp Vielhauer (Neues Testament), Ernst Bizer und Wilhelm Schneemelcher (Kirchengeschichte), Hans Joachim Iwand, Walter Kreck, und Helmut Gollwitzer (Systematische Theologie). Dabei entwickelte er eine besondere Liebe zum Alten Testament, vertreten durch Martin Noth und Hans-Joachim Kraus. Im Studium wurde ihm „Karl Barths Lehre von der dreifachen Gestalt des Wortes Gottes zur Hilfe“. Nach drei Jahren erfolgte die Anfrage zum Seminar nach Hamburg als Sprachlehrer (für Griechisch und Hebräisch) und zum Weiterstudium. In der Hamburger Zeit (ab 1953/54) begann er die Promotion über Genesis 2+3 bei Martin Noth, die er 1957 mit "magna cum laude" abschloss (Dr. theol. 1957). Während dieser Zeit war er Mitglied der Brüdergemeinde Hamburg-Heimhuderstraße und kehrte auch für ein Jahr nach Bonn zurück, um an der Dissertation zu arbeiten. Ab 1955/57 wirkte er als Seminarlehrer in Hamburg für Altes Testament und Griechisch, später auch Hebräisch (bis 1970, danach als Gastlehrer bis 1974). Martin Noth schlug ihm die Habilitation vor. Hans-Joachim Kraus, inzwischen in Hamburg, befürwortete die Habilitation mit dem Zusatz "Altes Testament und biblische Archäologie" und bewog ihn 1959 zu einer Reise (Lehrkurs) zu den wichtigsten archäologischen Stätten des Vorderen Orients; diese übte nachhaltigen Einfluss auf seine weitere Forschungstätigkeit aus. Zehn Jahre arbeitete er an der Habilitation bis 1969 ("Königsthron und Gottesthron"). Sein Wunsch war, Seminarlehrer zu bleiben und das Angebot der Uni Hamburg als "Universitätsdozent" zu lehren, anzunehmen. Doch die Bundesleitung entschied anders - eine Tätigkeit an der Uni auszuüben und nebenher als Seminarlehrer zu arbeiten, sei nicht möglich und empfahl die Kündigung. So wurde er als erster Freikirchler in Hamburg Universitätsdozent und Professor an der Theologischen Fakultät von 1970-1974. Dann erhielt er eine Berufung nach Kiel, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte. Er hielt die Verbindung zum Seminar Hamburg, später auch nach Elstal, aufrecht, indem er pro Semester eine Übung bzw. einen archäologischen Vortrag hielt, zudem Museumsführungen in Berlin bis in die letzten Lebensjahre hinein durchführte. Seine Freude an der biblischen Archäologie, mit der er seine Zuhörer stets begeistern konnte, begann 1959 mit dem Lehrkurs, setzte sich 1960 mit der Teilnahme an der Ausgrabung der Hethiterhauptstadt Boghazköy/Hattuscha, Türkei, fort und ab 1964 bei der Ausgrabung am Tell Kamid el-Loz, Libanon, wo er bald als stellvertretender Grabungsleiter arbeitete (1966-1981). Die wissenschaftliche Auswertung ergab bisher vier Bände, einen fünften Band konnte er nicht mehr vollenden. In Jerusalem nahm er teil am Kongress israelischer Archäologen im Dormitio-Kloster. Für ein ökumenisches Studienjahr unterrichtete er dort evangelische und katholische Studenten in biblischer Archäologie. Bis zum Jahr 2000 war er jedes Jahr an der Dormitio tätig, gab Einführungen in die biblische Archäologie und führte Exkursionen durch. Bei der Organisation "Biblische Reisen" war er mehrfach Reiseleiter.
  
 Bedeutung: Seine Studenten und Zuhörer konnte Martin Metzger für das Alte Testament und besonders für die biblische Archäologie begeistern. Sein „Grundriss der Geschichte Israels“ (1963) zählt zur Standardliteratur von Theologiestudierenden. Auch als Wissenschaftler behielt er die Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift, durch die Gott persönlich zu uns Menschen redet (Wort und Tat 1967, Heft 9; Grätz/Schipper [Hg.], 2007, 116). Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba vom BEFG würdigten ihn im Nachruf: "Martin Metzger war sein Leben lang voller Wissensdurst und Forscherdrang und hatte die Gabe, anderen neue Erkenntnisse anschaulich zu vermitteln". (//RF nach dem Zeitzeugeninterview von 2016 und mit Ergänzungen von Winfried Eisenblätter und Dirk Sager//) Bedeutung: Seine Studenten und Zuhörer konnte Martin Metzger für das Alte Testament und besonders für die biblische Archäologie begeistern. Sein „Grundriss der Geschichte Israels“ (1963) zählt zur Standardliteratur von Theologiestudierenden. Auch als Wissenschaftler behielt er die Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift, durch die Gott persönlich zu uns Menschen redet (Wort und Tat 1967, Heft 9; Grätz/Schipper [Hg.], 2007, 116). Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba vom BEFG würdigten ihn im Nachruf: "Martin Metzger war sein Leben lang voller Wissensdurst und Forscherdrang und hatte die Gabe, anderen neue Erkenntnisse anschaulich zu vermitteln". (//RF nach dem Zeitzeugeninterview von 2016 und mit Ergänzungen von Winfried Eisenblätter und Dirk Sager//)
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 //Theologische Hochschule Elstal:// [[https://www.th-elstal.de/personen/weitere-lehrkraefte/lehrbeauftragte/martin-metzger/|https://www.th-elstal.de/personen/weitere-lehrkraefte/lehrbeauftragte/martin-metzger/]] //Theologische Hochschule Elstal:// [[https://www.th-elstal.de/personen/weitere-lehrkraefte/lehrbeauftragte/martin-metzger/|https://www.th-elstal.de/personen/weitere-lehrkraefte/lehrbeauftragte/martin-metzger/]]
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 ===== Quellen ===== ===== Quellen =====
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 Zeitzeugen-Interview vom 9.6.2016 in Flintbek bei Kiel (Oncken-Archiv Elstal). Zeitzeugen-Interview vom 9.6.2016 in Flintbek bei Kiel (Oncken-Archiv Elstal).
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 ===== Veröffentlichungen (Auswahl) ===== ===== Veröffentlichungen (Auswahl) =====
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 St. Timm (ed.), Forschungsbericht der Theologischen Fakultät, Korrigierter Nachdruck, Christiana Albertina Neue Folge 29 (1989), S. 61-72. St. Timm (ed.), Forschungsbericht der Theologischen Fakultät, Korrigierter Nachdruck, Christiana Albertina Neue Folge 29 (1989), S. 61-72.
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 ===== Literatur ===== ===== Literatur =====
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