rosenberg

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung Beide Seiten der Revision
rosenberg [2021/11/05 09:21]
rfleischer [Literatur]
rosenberg [2022/03/04 14:06]
rfleischer [Leben]
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Leon Rosenberg ====== ====== Leon Rosenberg ======
  
-**Leon Rosenberg** (* 1876 in Lemberg, bis 1918 zu Österreich dann Polen [Lwow], heute Ukraine [Lwiw]; † USA [so Kluttig], 1943 in Auschwitz [so Harald Jenner]) war Judenmissionar in Krakau, Odessa und Lodz, der im Auftrag der Mildmay-Judenmission/London arbeitete. +**Leon Rosenberg** (russisch: Леон Розенберг) (* 1876 in Lemberg, bis 1918 zu Österreich dann Polen [Lwow], heute Ukraine [Lwiw]; † USA [so Kluttig], 1943 in Auschwitz [so Harald Jenner]) war Judenmissionar in Krakau, Odessa und Lodz, der im Auftrag der Mildmay-Judenmission/London arbeitete.
- +
 ===== Leben ===== ===== Leben =====
  
-{{  :rosenberg-leon.jpg?nolink&200x235|rosenberg-leon.jpg}}Er stammte mit seiner Frau aus Lemberg in Galizien mit etwa einem Drittel jüdischer Bewohner, die meist jiddisch sprachen. Sie bekamen ein Neues Testament und waren davon fasziniert. Als dies in die Öffentlichkeiit drang, wurden beide als eine Gefahr für die jüdische Gemeinde angesehen, ihr Geschäft zerstört und sie aus der Stadt verbannt (Frank, 16). Seine Ausbildung erhielt er im Missionshaus der Jerusalem-Kirche in Hamburg, das von Dr. Arnold Frank geleitet wurde. Hier kam er endgültig mit seiner Frau zum Glauben an den Messias Jesus und beide wurden von Pastor Frank getauft. Dann berief ihn die lutherische Judenmission in Leipzig zum Assistenten für Pastor Schneider in Krakau. Möglicherweise war er auch Hilfsmissionar in Warschau. Nach drei Jahren beauftragte ihn John Wilkinson, Direktor der "Mildmay Judenmission" in London, ab 1903 die Arbeit der Missionsstation Odessa/Südrussland an der Seite des zu Jesus bekehrten Rabbiners Rudolf Gurland (1831-1905) wahrzunehmen, wie u.a. Rosenbergs Schrift von 1910 belegt ("Die Juden und die Mission unter Israel", S. 19). Die deutsche Baptistengemeinde in Odessa stellte ihm zeitweise ihren Betsaal zur Verfügung. Durch seine Arbeit entstand eine kleine judenchristliche Gemeinde ("Gemeinschaft der Gläubigen aus Israel"). Rosenberg lebte mit seiner Familie im jüdischen Stadtteil von Odessa, wo sie Zeugen mehrerer Pogrome waren. Er war Referent auf der 2. Konferenz der Internationalen Judenchristlichen Allianz in Hamburg (16.-21. Juli 1928). Auch seine Schwägerin Helene Weinmann wurde von der Mildmay Mission nach Odessa gesandt, um unter Jüdinnen zu arbeiten. Er konnte nach dem Ersten Weltkrieg noch bis 1930 in Russland bleiben (Helene Weinmann musste Russland verlassen; sie wirkte danach 15 Jahre in Jugoslawien [Novi Sad] im Auftrag der "Barbican Judenmission" [London] bis die Behörden sie zur Ausreise nötigten). Wie Frank berichtet, waren Rosenberg die deutschen Juden "in ihrer Ausbildung und Mentalität sehr fremd", er konnte besser unter osteuropäischen Juden arbeiten, "deren Leben durch die alte rabbinische Tradition geprägt war". Er wurde schließlich im Auftrag einer Schweizer Judenmission Leiter der Missionsstation (vermutlich Mildmay-Mission) in Lodz, die der deutschen Baptistengemeinde Lodz I als Station angeschlossen war. Wie Kluttig (1973) berichtet, konnte er vor dem Holocaust in die USA fliehen. Sein jüngerer Bruder blieb als junger Prediger bei den etwa 20 judenchristlichen Mitgliedern in Lodz, die ins Ghetto kamen und 1943 ins Gebiet von Majdanek deportiert und alle umgebracht wurden. Die Recherchen vom Hamburger Historiker Dr. Harald Jenner ergeben ein anderes Bild: In der von ihm herausgegebenen Festschrift der Jerusalem-Gemeinde Hamburg (2003) schreibt er, dass Leon Rosenberg mit dem größten Teil seiner Familie in Auschwitz starb.+{{  :rosenberg-leon.jpg?nolink&200x235|rosenberg-leon.jpg}}Er stammte mit seiner Frau aus Lemberg in Galizien mit etwa einem Drittel jüdischer Bewohner, die meist jiddisch sprachen. Sie bekamen ein Neues Testament und waren davon fasziniert. Als dies in die Öffentlichkeiit drang, wurden beide als eine Gefahr für die jüdische Gemeinde angesehen, ihr Geschäft zerstört und sie aus der Stadt verbannt (Frank, 16). Seine Ausbildung erhielt er im Missionshaus der Jerusalem-Kirche in Hamburg, das von Dr. Arnold Frank geleitet wurde. Hier kam er endgültig mit seiner Frau zum Glauben an den Messias Jesus und beide wurden von Pastor Frank getauft. Dann berief ihn die lutherische Judenmission in Leipzig zum Assistenten für Pastor Schneider in Krakau. Möglicherweise war er auch Hilfsmissionar in Warschau. Nach drei Jahren beauftragte ihn John Wilkinson, Direktor der "Mildmay Judenmission" in London, ab 1903 die Arbeit der Missionsstation Odessa/Südrussland an der Seite des zu Jesus bekehrten Rabbiners Rudolf Gurland (1831-1905) wahrzunehmen, wie u.a. Rosenbergs Schrift von 1910 belegt ("Die Juden und die Mission unter Israel", S. 19). Die deutsche Baptistengemeinde in Odessa stellte ihm zeitweise ihren Betsaal zur Verfügung. Durch seine Arbeit entstand eine kleine judenchristliche Gemeinde ("Gemeinschaft der Gläubigen aus Israel"). Rosenberg lebte mit seiner Familie im jüdischen Stadtteil von Odessa, wo sie Zeugen mehrerer Pogrome waren. Er war Referent auf der 2. Konferenz der Internationalen Judenchristlichen Allianz in Hamburg (16.-21. Juli 1928). Auch seine Schwägerin Helene Weinmann wurde von der Mildmay Mission nach Odessa gesandt, um unter Jüdinnen zu arbeiten. Wie lange er in Odessa wirken konnte, ist bisher nicht ganz klar. Der Missionsbund "Licht im Osten" (Wernigerode/Korntal) weiß, dass er von 1924-1926 an der Bibelschule von "Licht im Osten" in Wernigerode lehrte. (Helene Weinmann musste Russland verlassen; sie wirkte danach 15 Jahre in Jugoslawien [Novi Sad] im Auftrag der "Barbican Judenmission" [London] bis die Behörden sie zur Ausreise nötigten). Wie Frank berichtet, waren Rosenberg die deutschen Juden "in ihrer Ausbildung und Mentalität sehr fremd", er konnte besser unter osteuropäischen Juden arbeiten, "deren Leben durch die alte rabbinische Tradition geprägt war". Er wurde schließlich im Auftrag einer Schweizer Judenmission Leiter der Missionsstation (vermutlich Mildmay-Mission) in Lodz, die der deutschen Baptistengemeinde Lodz I als Station angeschlossen war. Wie Kluttig (1973) berichtet, konnte er vor dem Holocaust in die USA fliehen. Sein jüngerer Bruder blieb als junger Prediger bei den etwa 20 judenchristlichen Mitgliedern in Lodz, die ins Ghetto kamen und 1943 ins Gebiet von Majdanek deportiert und alle umgebracht wurden. Die Recherchen vom Hamburger Historiker Dr. Harald Jenner ergeben ein anderes Bild: In der von ihm herausgegebenen Festschrift der Jerusalem-Gemeinde Hamburg (2003) schreibt er, dass Leon Rosenberg mit dem größten Teil seiner Familie in Auschwitz starb.
  
 Mit seiner Frau hatte er mehrere Töchter. Eine wurde medizinische Missionarin in Indien. Die Enkelin Vera Kuschnir veröffentlichte 1996 eine Biographie über ihren Großvater in englischer Sprache. (//RF//) Mit seiner Frau hatte er mehrere Töchter. Eine wurde medizinische Missionarin in Indien. Die Enkelin Vera Kuschnir veröffentlichte 1996 eine Biographie über ihren Großvater in englischer Sprache. (//RF//)
Zeile 22: Zeile 20:
  
 Gemeinsames Archiv des Diakoniewerks Jerusalem und der Jerusalem-Gemeinde Hamburg. Gemeinsames Archiv des Diakoniewerks Jerusalem und der Jerusalem-Gemeinde Hamburg.
- 
  
 ===== Veröffentlichungen ===== ===== Veröffentlichungen =====
Zeile 29: Zeile 26:
  
 Verschiedene Artikel in "Zions Freund" (Zeitschrift der Jerusalem-Gemeinde Hamburg von 1899-1936), hg. v. Arnold Frank, z.B. 25/1923, S. 38. Verschiedene Artikel in "Zions Freund" (Zeitschrift der Jerusalem-Gemeinde Hamburg von 1899-1936), hg. v. Arnold Frank, z.B. 25/1923, S. 38.
- 
  
 ===== Literatur ===== ===== Literatur =====
  • rosenberg.txt
  • Zuletzt geändert: vor 11 Tagen
  • von rfleischer