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Klaus Heinrich

Klaus Heinrich (* 7. September 1926 in Liegnitz/Schlesien; † 8. März 2016 in Wernigerode/Harz) war Pastor in der DDR, der als einer der ersten sich mutig und offen den Fragen der Sexualethik stellte und den Arbeitskreis „Ehe und Familie“ gründete.

heinrich_klaus_01.jpgheinrich-klaus-bild_vater_korr.jpgKlaus Heinrich wurde am 7. September 1926 in Liegnitz in Schlesien geboren. Die Familie wohnte in Freiburg. Sein Vater Wilhelm war Kaufmann, der in der Verwaltung einer Spinnerei tätig war. Nach Schließung seines Betriebes 1929 wechselte der Vater in den kleinen Ort Arnsdorf bei Hirschberg. Dort verlebte Klaus Heinrich seine Kindheit und Jugend. Nach der Grundschule besuchte er eine höhere Schule. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zuerst Luftwaffenhelfer in Lübbers bei Berlin, dann war er im Reichsarbeitsdienst im Warthegau. Im Juni 1944 kam die Einberufung zum Militär. Am 26. April 1945 geriet Klaus Heinrich in amerikanische Gefangenschaft. Er entging den katastrophalen Lagerbedingungen in Bad Kreuznach, weil er wegen seines guten Schulenglisch als Dolmetscher arbeitete. Nach seiner Entlassung kam er nach Marktschorgast/Oberfranken. In der Oberrealschule in Kulmbach konnte er bis 1.4.1947 die Hochschulreife erwerben und begann im August ein Studium der Altphilologie in Bamberg. Im Herbst 1946 akzeptierte er in einer einsamen Nachtstunde Jesus Christus als den Herrn seines Lebens. Während einer Rüstzeit des CVJM im Januar 1947 erhielt er den Ruf in den vollzeitlichen Gemeindedienst. Am 14. September wurde er in der EFG Bamberg getauft und am 1. Oktober 1947 begann er auf eigene Kosten ein Theologiestudium in Tübingen. Bereits im nächsten Jahr kam ein Ruf zum Predigerseminar nach Hamburg-Horn, wo er von 1948 bis 1951 studierte. Nach Abschluss des Studiums rief ihn die Gemeinde Jessen in den Gemeindedienst. Am 29. Dezember 1951 heiratete er seine Frau Anita. Mit ihr hatte er drei Söhne und eine Tochter. 1956 bis 1964 war er Pastor in Lichtenstein/Sachsen. Seit 1964 war er dann im Gemeindedienst in Wernigerode, wo er 1991 in den Ruhestand ging. Im BEFG der DDR war er bekannt als ein Mann, der sich mutig und offen den Fragen der Sexualethik stellte und damit Tabus brach. Auf Freizeiten, Gemeindeveranstaltungen, Konferenzen und Tagungen und auf dem Theologischen Seminar im BEFG in der DDR referierte er über Fragen der Sexualität und Ehe. In den 1980er Jahren gründete er den Arbeitskreis „Ehe und Familie“ im BEFG der DDR. Der Arbeitskreis beteiligte sich u.a. auch aktiv an der Erarbeitung des „Seelsorgerlichen Wortes zu Fragen der Sexual-Ethik“, das die Bundesleitung der DDR am 28. Februar 1981 verabschiedete. (Hartmut Wahl)

Nachruf von Werner Jöhrmann, in: Die Gemeinde 8/2016, S. 28.

Beerdigungsansprache von Pastor Werner Jöhrmann, Wernigerode 24.3.2016.

Rundgespräch: Kriegsdienst - „Ja“ oder „Nein“? (zusammen mit M. Otto), in: Junge Mannschaft 1951, Nr. 3, S. 11f.

Wir schlagen die Bibel auf und lesen gemeinsam - nach der Bibellese im Kolosserbrief, im Jakobusbrief, in: Junge Mannschaft 1951, Nr. 4, S. 12.

Ein Ja zur biblischen Ordnung und zur Leiblichkeit der Ehe, in: Semesterzeitschrift 13, Kassel 1967, S. 18f.

Gedanken zum Thema Ehe und Familie: verantwortliche Elternschaft, in: Wort und Tat. Arbeitsmaterial für den Pastor 6, hg. vom BEFG-DDR, 1970.

„Seelsorgerliches Wort zu Fragen der Sexual-Ethik“, Bundesleitung der DDR am 28. Februar 1981 (Mitarbeit).

Erinnerungsbericht über eine Erfahrung mit dem gnädigen Handeln Gottes in einer brisanten Situation für die Gemeinden in der DDR, in: Erlebt in der DDR. Berichte aus dem Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden, hg. v. U. Materne und G. Balders, Wuppertal und Kassel 1995, S. 103f (vgl. auch 109).

R. Assmann, Der BEFG in der DDR. Ein Leitfaden zu Strukturen - Quellen - Forschung (Baptismus-Studien 6), Kassel 2004, S. 30.

Nachruf in: Die Gemeinde 8/2016, S. 28 (Werner Jöhrmann).

W. Weist, R. Assmann, Dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde. Die Schrifttumsarbeit im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR (Baptismus-Dokumentation 7), Elstal 2017, S. 281.

Bildnachweis: Oncken-Archiv Elstal bei Berlin; Andreas Heinrich, Wernigerode (Foto links).

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  • von rfleischer