Rudolf Konstantin Vogel
Rudolf Konstantin Vogel (* 6. November 1892 in St. Petersburg; † 22. März 1951 in der Untersuchungshaftanstalt des KGB in Berlin-Hohenschönhausen) war Prediger unter den Evangeliumschristen in Estland und in Berlin in einer Gemeinde der Evangeliumschristen-Baptisten. Er wurde vom KGB verhaftet und ist in der Haft verstorben.
Leben
Rudolf Vogel studierte 1911-17 evangelische Theologie an der Universität Dorpat/Estland. 1919 legte er vor dem Konsistorium der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sein Examen als Predigtamtkandidat ab. In dieser Zeit trat er zu den Evangeliumschristen über. 1920-22 arbeitete er als Prediger im Missionsdienst unter Russen in Estland in Verbindung mit dem Missionsbund „Licht im Osten“. 1922 wurde er Lehrer für russische Bibelkurse an der Bibelschule des Missionsbundes in Wernigerode. Ab 1926 diente er einer schwedischen Missionsgesellschaft als Prediger und Missionar in Narwa/Estland. 1940 übernahm er die Prediger-Stelle der russischen Gemeinde der Evangeliumschristen-Baptisten in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße. Der Bund der Baptistengemeinden in Deutschland (später BEFG) führte ihn auf seiner Predigerliste. Die Gemeinde versammelte sich in der Kapelle der Charlottenburger Baptisten, blieb jedoch organisatorisch getrennt. Sie war bereits 1926 von russischen Emigranten gegründet worden. In den Kriegsjahren betreute sie vor allem russische Zwangsarbeiter. R. Vogel, der seinen Wohnsitz in Ostberlin hatte, wurde am 3.12.1949 vom KGB in seiner Wohnung verhaftet. Trotz Interventionen durch den befreundeten evangelischen Bezirkspfarrer W. Harnisch und durch Probst Grüber blieb sein Verbleib ungeklärt. 1954 endlich teilte die russische Botschaft seinen Tod in der Haft mit. Erst 2010 erfuhr seine Schwiegertochter Maria Vogel den Todestag und -ort und konnte in Moskau die KGB-Verhörprotokolle einsehen. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat inzwischen die Geschichte R. Vogels in ihre Dauerausstellung aufgenommen.
Er war verheiratet und hatte mehrere Kinder. (Reinhard Assmann, ergänzt)
Kurzbiographie von Hans-Volker Sadlack, Vogel, Rudolf Konstantin, in: H. Schultze/A. Kurschat (Hg), „Ihr Ende schaut an…“. Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Leipzig 2006, S. 608ff, vgl. 93.
Quellen
Oncken-Archiv Elstal: Nachlass Rudolf Vogel.
Nachlass Maria Vogel.
Archiv Missionsbund „Licht im Osten“ Korntal bei Stuttgart.
Literatur
Jahrbuch 1949, S. 64 (Gemeinde Berlin-Charlottenburg, Russischer Zweig).103.
Die Gemeinde 1954, Nr. 9.
Wilhelm Kahle, Evangelische Christen in Rußland und der Sovetunion. Iwan Stepanovic Prochanov (1869-1935) und der Weg der Evangeliumschristen und Baptisten, Wuppertal/Kassel 1978, Register (auch 298f).
Hans-Volker Sadlack, Biogramm Vogel, Rudolf Konstantin, in: H. Schultze/A. Kurschat (Hg), „Ihr Ende schaut an…“. Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Leipzig 2006, S. 608ff, vgl. 93.
Waldemar Zorn, Farben der Geschichte. Erzählungen aus der Geschichte des Missionsbundes Licht im Osten. Zum 90-jährigen Jubiläum, Korntal-Münchingen 2010, S. 26 (Foto).31.33.89.91 (Foto mit Familie): https://www.lio.org/shop/images/products/media/99-443_01_Zorn,%20Waldemar%20-%20Farben%20der%20Geschichte_download.pdf
Hans-Volker Sadlack/Hendrik Kissel/Reinhard Assmann, Ein Märtyrer aus unseren Reihen, in: Die Gemeinde 24/2012, S. 18f.
Bildnachweis: Missionsbund „Licht im Osten“, Korntal-Münchingen 2010 (Waldemar Zorn, Pawel Wesikow).