Herbert Gezork
Dr. Herbert Johannes Gezork (* 15. Juni 1900 in Insterburg/Ostpreußen; † 21. Oktober 1984 in Vero Beach, Florida/USA) war Jugendprediger in Berlin dann Bundeswart des baptistischen Jugendbundes. Er promovierte in den USA, schrieb über seine Weltreise einen Bestseller und wurde schließlich Prof. für Sozialethik und Präsident des Andover Newton Seminars bei Boston.
Leben
Gezork studierte am Seminar in Hamburg und war im Gemeindedienst als Jugendprediger von 1924-1928 in Berlin-Schmidstraße an der Seite von Friedrich Rockschies. Neben dem Gemeindedienst studierte er (1925-1928) u.a. bei Adolf von Harnack. 1928 ging er in die USA um seine Studien fortzusetzen. Er studierte am Southern Baptist Seminary in Louisville/Kentucky 1928-1930 und erwarb den Dr. phil. 1930/31 reiste er in neun Monaten um die Welt, woraus der Oncken-Bestseller entstand „So sah ich die Welt“. 1931-1933 war er Sekretär (Jugendwart) des Baptistischen Jugendbundes. Noch vor der Auflösung des Jugendbundes (Februar 1934) wurde er in die Bundesgeschäftsstelle berufen. 1934-1935 war er wieder in den USA, kehrte nach Deutschland zurück, um dann 1936 endgültig in den USA zu bleiben. 1937-1938 lehrte er an der Furman University in South Carolina und von 1939 bis 1950 als Prof. für Sozialethik am Andover Newton Seminar bei Boston, dessen Präsident er bis 1965 war. Von 1946-1950 war er als Chef für protestantische Angelegenheiten bei der US-Militärregierung in Berlin tätig.
Seit 1937 war er verheiratet mit Ellen. Sie hatten vier Kinder. (RF)
Nachruf in: Die Gemeinde 1984, Nr. 52, S. 14.
im Interview: https://www.youtube.com/watch?v=n6SI9vQqm3A
Quellen
Herbert Gezork Papers, 56 S.: https://web.library.yale.edu/sites/default/files/files/divinity/ANTS%20Finding%20Aids/ANTS_gezork_herbert.pdf
Veröffentlichungen
Eine zeitgemäße Anwendung der Bergpredigt, in Wahrheitszeuge 1925, Nr. 22, S. 170.
Die baptistische Auffassung von religiöser Freiheit, in: Wahrheitszeuge 1925, Nr. 25, S. 195-197.
Um die Bibel, in: Jungbrunnen 5, 1927, S. 123.
Aus dem Tagebuch eines Großstadtpredigers, in: Wahrheitszeuge 1928, Nr. 32, S. 252-254.
The philosophic and ethical conceptions of Marxian socialism, 1930 (Ph. D. Southern Baptist Theological Seminary)
Unsere Jüngerschaft und unser Zeugendienst im Blick auf die Gottlosenbewegung, in: Jungbrunnenheft 5, Kassel 1932, S. 3-20.
So sah ich die Welt. Aus dem Weltreise-Tagebuch eines jungen Deutschen, Kassel 1933 (237 S.) (Verkauf von 14.000 Expl. innerhalb von sieben Monaten, Jahrbuch 1933, S. 16; bis 1938 Aufl. 60.000, Jahrbuch 1938, 17); zuletzt Wuppertal/Kassel 1989 (192 S./Aufl. 89-94 Tausend).
Unser baptistischer Glaube, in: Die Gemeinde 1955, Nr. 20, S. 308-310 (Vortrag auf dem baptistischen Weltkongress in London); englisches Original: Our Baptist Faith in the World To-day, in: Baptist World Alliance, Golden Jubilee Congress, London 1955, Official Report, ed. by Arnold T. Ohrn, S. 40-46.
Vortrag/Manuskript: „The Dangorous Gift of Freedom“ (April 26, 1959, 5 S.): https://repository.duke.edu/dc/dukechapel/dcrst001067
Literatur
Abschied des Br. H. Gezork von Berlin SO, in: Wahrheitszeuge 1928, Nr. 41, S. 327 (von Fr. Rockschies);
Jahrbuch 1930, S. 5.25 (Berufung zum Bundeswart).78;
Täuferbote Oktober 1931, S. 9 („Erste baptistische internationale Jugend-Konferenz in Prag“);
Jahrbuch 1931, S. 5.25.78;
Jahrbuch 1932, S. 5.26.80;
Jahrbuch 1933, S. 2.3.16.27.81;
Fünfter Baptisten-Welt-Kongreß. Deutscher Bericht des in Berlin vom 4. bis 10. August 1934 gehaltenen Kongresses, hg. v. W.Harnisch und P.Schmidt, Kassel 1934, S. 42.44.(Foto nach 80).299.319.320.363;
Täuferbote August/September 1934 (BWA-Kongress 1934 Berlin), S. 3;
Täuferbote Okt./Nov. 1934, S. 8;
Festschrift zur Hundertjahrfeier der Ersten Baptistengemeinde Berlin/Schmidstraße, 1937, S. 78 (Foto nach S. 64);
R. Donat, Werden und Wirken einer christlichen Gemeinde in hundert Jahren: 1854-1954. Der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hannover, Baptistengemeinde, und ihren Freunden dargestellt, Kassel 1955, S. 80f;
F. Townley Lord, Baptist World Fellowship. A short history of the Baptist World Alliance, London 1955, p. 78;
Studentenzeitung Connecticut College 19.11.1959, S. 3: https://digitalcommons.conncoll.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1009&context=ccnews_1959_1960;
John David Hughey, Die Baptisten. Einführung in Lehre, Praxis, Geschichte, Kassel 1959 (172 S.), S. 55f.58.
Robert Kluttig, Geschichte der deutschen Baptisten in Polen 1858-1945, Winnipeg/Kanada 1973, S. 99.195;
G. Balders (Hg), Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland 1834-1984. Festschrift, Wuppertal/Kassel 1984, S. 83.284;
Nachruf in: Die Gemeinde 1984, Nr. 52, S. 14;
Edwin Brandt, Die Bibel - bewegende Kraft unserer Gemeinden? Theologische Positionen und Rückfragen an das Selbstverständnis des Baptismus als Bibelbewegung, in: ThGespr 2/1992, S. (1-15) 3.6;
Andrea Strübind, Unfreie Freikirche, 2. Aufl.1995, S. 277.341;
Diabo&Lüllau, „Hoffentlich enttäuscht uns Hitler nicht“. Briefe, Bilder, Berichte einer Predigerfamilie 1925-1960, hg. v. Uwe A. Gieske, Berlin 1999, S. 8.44;
Baptists together in Christ 1905-2005. A hundred-year history of the Baptist World Alliance, Gen. Editor Richard V. Pierard, Virginia/USA 2005, p. 74;
Bernard Green, European Baptists and the Third Reich, Baptist Historical Society 2008, Index (270 S.);
Michael Ackermann, Baptismus und NS-Staat in Deutschland und in der Oncken-Gemeinde 1933-45, in: D. Lütz (Hg), „Die Bibel hat die Schuld daran“. Festschrift zum 175. Jubiläum der Oncken-Gemeinde in Hamburg 2009, S. 356;
Lee B. Spitzer, „The Hand of Sincere Friendship“. The Responses of Baptists in the United States to Nazi Anti-Semitism and the Persecution of the Jewish People, 1933-1948, Freie Universität Amsterdam 2016 (Promotion, 517 S.), S. 108.441: https://research.vu.nl/ws/portalfiles/portal/42163060/complete+dissertation.pdf.
Bildnachweis: Archiv Baptistengemeinde Berlin Schmidstraße (1937) / EFG Berlin-Tempelhof